Ein Diskussionsbeitrag zu den Vorgängen in Charlottesville
Alexander Querengässer
Aufsatz
Veröffentlicht am: 
28. März 2024
DOI: 
akm.04.06.2018

Donald Trump ist in den Augen seiner Kritiker ein Präsident, der nichts richtig machen kann. Dies gilt auch für die Situationen, in denen er das tut, was alle anderen Präsidenten vor ihm auch taten oder getan hätten. Und so verwundert es kaum, dass in Zeiten, in denen die Schuhwahl seiner Frau während eines Besuchs im Hochwassergebiet von Texas schon fast zur Staatskrise erhoben1 und dabei der Fakt ignoriert wird, dass die Präsidentengattin überhaupt vor Ort war, das gewaltsame Aufeinandertreffen von Demonstranten und Gegendemonstranten in Charlottesville, Virginia, am 12. August 2017 den Präsidenten zu einem Kommentar veranlasst hat, der in der gesamten Welt hitzig debattiert wurde. Dabei wurden zwei Problemfelder miteinander vermengt. Auslöser für die Demonstrationen war die Debatte um die Entfernung eines Denkmals des konföderierten Generals Robert E. Lee. Die in der „Unite the right rally“ zusammengefassten rechtsradikalen Gruppierungen, wie der Ku-Klux-Klan, Arian Brotherhood und andere, versuchten, diese Demonstrationen als Plattform für sich zu nutzen. Die Gewalteskalation am 12. August machte dabei schnell vergessen, dass diese Bewegung bei weitem nicht zu den einzigen Denkmalsgegnern gehört.

So hat Donald Trump nach der gewaltsamen Eskalation der Demonstrationen in Charlottesville, die ein Todesopfer forderten, nachdem ein rechtsradikal motivierter Demonstrant mit einem Auto in eine Reihe von Gegendemonstranten gerast war, alle Konfliktparteien zur Ruhe aufgefordert: „We condemn in the strongest possible terms this egregious display of hatred, bigotry and violence, on many sides. On many sides. It's been going on for a long time in our country. Not Donald Trump, not Barack Obama. This has been going on for a long, long time.“2 Der daraufhin erfolgte verbal aggressive Social Media Shitstorm, den diese Aussage entfachte, zeigt, dass nicht nur die Ultra-Rechten einen verbissenen Kampf führen. Auch die großen Tageszeitungen, wie die New York Times und die Washington Post kritisierten Trump dafür, dass er rechte Demonstranten und die Gegendemonstranten auf eine Stufe gestellt habe, obwohl nachweislich auf beiden Seiten bewaffnete und gewaltbereite Gruppen an der Demonstration beteiligt gewesen sind. Hart attackiert und bedrängt von den Medien verlor sich der US-Präsident auf der am Montag, den 15. August 2017 stattfindenden Pressekonferenz in Verschwörungstheorien, die seine ursprüngliche besonnenere Aussage zunehmend angreifbar machten.3

Viele Personen des öffentlichen Lebens und auch die Medien, die eine Position gegen die rechten Demonstranten beziehen wollten, glaubten damit gleichzeitig eine Stellung gegen das Denkmal einnehmen zu müssen. Deutsche Medien wie der Spiegel kommentierten dies wenn überhaupt nur in Nebensätzen, die vor allem die mangelnden Kenntnisse der Journalisten in amerikanischer Geschichte reflektieren: „Lee war der Befehlshaber der Truppen der Südstaaten, die im amerikanischen Bürgerkrieg für den Fortbestand der Sklaverei kämpften.“ 4

Die neue Welt der Social Media globalisiert Stammtischgespräche und heizt sie immer weiter auf. Prominente Trump-Gegner gingen sofort zum Angriff über. So twitterte der Schauspieler Jon Favreau: „The President of the United States just made it clear, in case anyone was still unsure, that he is in fact a racist.“5 Ex-Governor Arnold Schwarzenegger postete ein Video, in dem er seinem erklärten Feind Trump anbot, ihm eine Rede zu den Vorgängen in Charlottesville zu schreiben, in welcher sich der Präsident stärker von rechten Gegendemonstranten distanzieren würde. So edel Schwarzeneggers Motive sind, der sich mit derartigen Aussagen vor allem von der Neonazi-Szene in den USA distanzieren will, so unreflektiert ist auch seine Kritik, denn er vermischt Neonazis mit jenen Demonstranten, die lediglich gegen die Demontage eines Denkmals von Robert E. Lee eintreten wollten, und verhöhnt sie: „Your heros are loosers.“6

Bezüglich des Denkmals geht er sogar noch weiter: „Let´s all commit, right now, to leaving the terrible ghosts of the past in the trash heap of history. That´s where they belong.“7 Diese Begriffswahl ist durchaus interessant, forderte doch in Deutschland wenige Wochen zuvor die rechtspolitische AfD-Politikerin Alice Weidel, die Political Correctness auf dem „Müllhaufen der Geschichte“8 zu entsorgen.

Dies ist nur eines von vielen Beispielen, die eines der derzeit größten Probleme der westlichen Zivilisation offenbaren: der Verlust einer Diskussions-, Debatten- oder Streitkultur. Zwar ist es nur zu begrüßen, dass Anhänger demokratischer Werte sich erheben und den politischen Radikalen am linken und besonders am rechten Flügel die Zähne zeigen. Doch bei genauer Betrachtung wird deutlich, dass sich nicht nur die Wortwahl, sondern auch die Methoden, die radikale und polarisierende Argumentation einander angleichen und auch den Verteidigern der Demokratie eine Reihe ihrer wichtigsten Werte wie Toleranz und die Offenheit für differente Ansichten abhanden geht.

Nun steht es außer Frage, dass in Charlottesville Anhänger des Ku-Klux-Klans, der „All Right“, „White Power“ und anderer rechtsradikaler Gruppierungen die Diskussion um die Demontage eines Denkmals als Plattform zur eigenen Profilierung nutzten. Doch rechtfertigen solche Vorgänge, die die Geschichte missbrauchen und die Battleflag der Army of Northern Virginia neben Runenbanner und andere Fahnen der deutschen NS-Vergangenheit stellen, die Kritik an dem Monument und der Person, die es zu würdigen versucht? Der vorliegende Beitrag möchte eine etwas ausgewogenere Perspektive auf diese aufgeheizte Debatte um Konföderiertendenkmäler liefern. Dafür ist es zunächst notwendig, die historischen Hintergründe ausführlich zu beleuchten.

Ein Krieg und seine Rechtfertigung

Jeder Krieg benötigt einen legitimen Anlass, dies gilt sowohl für die Zeit seines Ausbruchs als auch für die Zeit nach dem Friedensschluss, was sich mitunter in solch populären Phrasen wie „Sieger schreiben Geschichte“ niederschlägt, worin aufscheint, dass solche Legitimierungen stets ein Konstrukt darstellen.

Der Amerikanische Bürgerkrieg wird in der deutschen Geschichtswissenschaft und Amerikanistik-Forschung, aber zunehmend auch in den USA, inzwischen als ein Krieg betrachtet, in welchem es um das Für und Wider der Sklaverei ging. Die unterlegenen Südstaaten rechtfertigten ihre Sezession 1861 und insbesondere nach dem Krieg jedoch mit dem Argument, es sei ihnen um die Frage gegangen, ob das Recht der Einzelstaaten - „states‘ rights“ - über das der Union als Staatenbund ging. Dieses Argument als einzigen Kriegsgrund anzuführen, ist falsch. In den Nordstaaten wurde der Krieg dagegen seit Abraham Lincolns Emanzipationserklärung von 1862 als Sklavenbefreiungsfeldzug legitimiert. Doch in diesem moralisch hehren Ziel die Kriegsursache zu sehen, ist ebenso unkorrekt.

Tatsächlich wurden beide Argumente parallel zueinander bereits vor dem Krieg vorgetragen. Im Norden der USA nahm die nationale Abolitionismusbewegung ab etwa 1830 spürbar Fahrt auf. Zu diesem Zeitpunkt hatten fast alle Staaten nördlich von Maryland die Sklaverei abgeschafft.9 In den 1850er Jahren spaltete sich die Sklavengegnerbewegung in zwei Lager, die über das Wesen der Verfassung debattierten. Während eine Gruppe die bestehende Verfassung ablehnte, weil sie darin eine Garantie für die Sklavenhalter sah, verstand die andere Gruppe das Dokument als die Grundlage für das Recht aller Menschen in den USA auf Freiheit. Zwischen 1854 und 1856 wurde schließlich die Republikanische Partei gegründet. Ihre Mitglieder befürworteten eine schnellere Industrialisierung der gesamten USA. Auf diese Weise hofften sie auch die Sklaverei ihrem natürlichen Tod zuzuführen, da freie Lohnarbeit ihr wirtschaftlich überlegen schien. Allerdings waren ihre Mitglieder auch gegen die Einführung der Sklaverei in den sich zukünftig konstituierenden Staaten im Westen (z.B. Kansas), womit sich die Republikaner das tiefe Misstrauen der Sklavenhalter im Süden zuzogen.10

Auf der anderen Seite entwickelte sich im Laufe des 19. Jahrhunderts ein verstärkter Diskurs darüber, welcher Natur der amerikanische Staatenbund überhaupt war. Handelte es sich um eine Union, deren Einzelstaaten sich den Bundesgesetzen unterordnen mussten, oder doch eher um eine lose Konföderation, innerhalb welcher Staatenrecht vor Bundesrecht ging?

Diese Debatte entzündete sich keinesfalls ausschließlich an der Sklavenfrage, sondern auch an anderen wirtschaftlichen und sozialen Reibungspunkten zwischen der von einem starken Wirtschaftsbürgertum getragenen Gesellschaft im Norden und der Pflanzeraristokratie des Südens. Noch war die Qualität englischer Industrieerzeugnisse der amerikanischen überlegen, weswegen die Südstaaten Fertigprodukte – einschließlich Textilwaren, für die sie das Rohmaterial lieferten – lieber aus Europa als den Nachbarstaaten bezogen. Die Zentralregierung in Washington reagierte in den 1820er Jahren auf diese wirtschaftliche Bedrohung durch die Einführung von Schutzzöllen, die zumindest den Binnenabsatz der eigenen Gewerbeprodukte sicherstellen sollten. Insbesondere South Carolina fühlte sich daher von der vermeintlich im Sinne der nördlichen Staaten gelenkten Zentralregierung bevormundet. Der verfassungsrechtliche Konflikt wurde von den Südstaaten durch die sogenannte „Nullifikationstheorie“ weiter verschärft. Ihr zufolge ging Staatenrecht vor Bundesrecht, weswegen die Einzelstaaten befugt waren, zur Not unbeliebte Beschlüsse der Zentralregierung aufzuheben. Bei den Wahlen für den Kongress von South Carolina im Jahr 1832 konnten die „Nullifizierer“ um Gouverneur James Hamilton die nötige Zweidrittelmehrheit erringen. Hamilton berief eine Kommission ein, welche ein Ultimatum an die Zentralregierung erarbeitete. Darin forderte der Staat die Abschaffung der Zollgesetze von 1828 und 1831. Sollte der US-Kongress die Rücknahme verweigern, werde South Carolina selbst die Bestimmungen der Gesetze aufheben, und sollte die Bundesregierung auch dagegen Maßnahmen ergreifen, drohte der Ausschuss gar mit der Sezession des Bundesstaates. 11

Präsident Andrew Jackson, selbst kein Anhänger der Schutzzollpolitik, reagierte energisch. Einerseits ließ er die Zölle senken, andererseits griff er die Nullifikationstheorie und die Sezessionsdrohung seitens South Carolinas öffentlich scharf an. Da die übrigen Südstaaten den Schulterschluss mit dem „Palmetto State“ verweigerten, lenkte die Regierung Hamilton schließlich ein.12

Es zeigt sich somit, dass die Sklaverei zwar einen bedeutenden Spaltkeil im Verhältnis zwischen Nord- und Südstaaten darstellte, es aber wesentlich mehr Faktoren gab, die das Verhältnis der beiden Landeshälften belasteten. Obwohl Abraham Lincoln in seinem Wahlkampf nie für ein Verbot, sondern nur gegen eine weitere Ausbreitung der Sklaverei eingetreten ist,13 nahmen sieben Südstaaten – allen voran wieder South Carolina, gefolgt von Florida, Georgia, Alabama, Mississippi und Louisiana – seinen Wahlsieg zum Anlass, um ihren Austritt aus der Union zu verkünden und am 4. Februar 1861 die Konföderierten Staaten von Amerika zu gründen. Ein entscheidender Grund für diesen Schritt lag in der Furcht, dass Lincoln die Sklaverei abschaffen könnte; die Legitimation darin, dass er sich damit über das Recht der Einzelstaaten hinwegsetzen könnte. is zu diesem Zeitpunkt lässt sich der Sklavenfrage somit eine zentrale Bedeutung für den Bürgerkrieg zusprechen.14 Ja, der konföderierte Vizepräsident Alexander H. Stephen erklärte die Sklaverei in einer Rede vom März 1861 sogar zum „unmittelbaren Grund“15 für den Austritt der Südstaaten.

Aber im Laufe der kommenden Wochen und Jahre sollten sich die Dinge um einiges komplexer gestalten. Die Konföderierten besetzten Garnisonen und Depots der US-Armee in allen sieben Staaten. Das Fort Sumter, welches die Hafeneinfahrt nach Charleston, der Hauptstadt South Carolinas blockierte, wurde jedoch weiterhin durch eine Unionsgarnison verteidigt. Die Südstaaten hofften, ihre staatliche Anerkennung zu erlangen und dennoch einen bewaffneten Konflikt vermeiden zu können. Als nach einer mehrmonatigen Belagerung die Bundesregierung noch immer den Abzug der Besatzung von Fort Sumter verweigerte, gelang es Lincoln, die Südstaaten in eine politisch ausweglose Lage zu manövrieren, sodass diese schließlich am 12. April 1861 das Feuer auf das Fort eröffneten.16

Aufgrund dieses Angriffs auf eine Bundeseinrichtung glaubte Lincoln, die Einzelstaaten zur Stellung von 75.000 Freiwilligen auffordern zu können, um die „Rebellion“ im Süden militärisch zu beenden. Bis dahin waren nur sieben Staaten aus der Union ausgetreten. Lincolns Forderung wurde jetzt allerdings von Arkansas, Tennessee, North Carolina und Virginia zum Anlass genommen, sich ebenfalls von der Union loszusagen und den Südstaaten anzuschließen.

Der Austritt des Staates Virginia veranlasste schließlich auch Colonel Robert Edward Lee vom 2. Kavallerieregiment der US-Armee, eine für seinen weiteren Lebensweg folgenschwere Entscheidung zu treffen. Ihm war bereits der Oberbefehl über die in Aufstellung begriffenen US-Truppen angeboten worden. Doch Lee lehnte unter mehrfachem Verweis darauf, dass seine erste Pflicht seinem Heimatstaat Virginia gelte, ab. Er quittierte den Dienst in der US-Armee und trat zunächst in die neuaufgestellte Armee von Virginia ein, bevor er in den Dienst der Konföderierten Staaten übernommen wurde.17

Lee steht geradezu symbolisch für die beiden ambivalenten Ursachen des Krieges. Die Darstellung des Amerikakorrespondenten des TV-Nachrichtensenders ntv, demzufolge die Demontage des Lee-Denkmals in Charlottesville „längst überfällig“ gewesen sei, da es sich um einen „Südstaatengeneral handelte, der für die Erhaltung der Sklaverei gekämpft hat“,18 ist viel zu simpel, pauschalisierend und nicht im geringsten geeignet, die Diskussion um das Für und Wider dieses Monuments richtig einordnen zu können. Tatsächlich war Robert E. Lee selbst Sklavenhalter. Durch seine Heirat mit Mary Anna Randolph Custis fiel ihm nach dem Tod seines Schwiegervaters George Washington-Parke Custis 1857 das Anwesen Arlington als Erbe zu. Die Plantage befand sich in einem wirtschaftlich schlechten Zustand und schrieb rote Zahlen. Wahrscheinlich in dem Wissen, dass Robert Edward sein Einkommen von der Armee bezog und sich nie die Zeit nehmen würde, das Anwesen auf Vordermann zu bringen, ordnete Custis in seinem Testament an, die aus Arlington beschäftigten Sklaven spätestens fünf Jahre nach seinem Tod frei zu lassen. Innerhalb dieser fünf Jahre soll es durchaus zu Fällen gekommen sein, in denen Lee Sklaven, die versucht haben zu fliehen, auspeitschen ließ, auch wenn die Details solcher Berichte bis heute umstritten sind.19

Für die Bewertung solcher Bestrafungen darf allerdings nicht vergessen werden, dass die körperliche Züchtigung mit der Peitsche auch in der US-Armee nach wie vor ein gängiges Mittel zur Disziplinierung gewesen ist und Schläge auch in der Erziehung von Kindern und der Unterwerfung von Ehefrauen in der Mitte des 19. Jahrhunderts kein unerlaubtes Mittel darstellten. Gleichwohl entsprang Lees Einstellung gegenüber Schwarzen einem chauvinistischen weißen Überlegenheitsgefühl – das er mit der Mehrheit der Sklavengegner teilte –, welches eng an ein religiös-soziales Missionierungsstreben gekoppelt war. Diese Haltung bewirkte zum einen, dass eine über das damals als „normal“ angesehene Maß körperlicher Züchtigung als Erziehungsmaßnahme hinaus gehende Misshandlung von Sklaven von Lee wie auch einem Großteil der Sklavenbesitzer sowie der nicht Sklaven besitzenden Gesellschaft im Süden abgelehnt wurde. Andererseits waren weiße Amerikaner fest davon überzeugt, dass Schwarze nur unter ihrer strengen Aufsicht den Weg zu Gott und sozialer Ordnung finden könnten, was auch in einem Brief Lees an seine Frau vom Dezember 1856 deutlich wird:

„In this enlightened age, there are few I believe, but what will acknowledge, that slavery as an institution, is a moral & political evil in any Country. It is useless to expatiate on its disadvantages. I think it however a greater evil to the white man than to the black race, & while my feelings are strongly enlisted in behalf of the latter, my sympathies are more strong for the former. The blacks are immeasurably better off here than in Africa, morally, socially & physically. The painful discipline they are undergoing, is necessary for their instruction as a race, & I hope will prepare & lead them to better things. How long their subjugation may be necessary is known & ordered by a wise Merciful Providence.“20

Bemerkenswerterweise erfüllte Lee den Wunsch seines Schwiegervaters und entließ alle Arlington-Sklaven nach Ablauf der fünf Jahre inmitten des Bürgerkrieges im Winter 1862: „If all the names of the people at Arlington and on the Pamunkey are not embraced in the deed I have executed, I should like a supplementary deed to be drawn up containing all those omitted. They are all entitled to their freedom, and I wish to give it to them. Those that have been carried away I hope are free and happy. I can not get their papers to them, and they do not require them. I will give them if they ever call for them.“21

Ohne Zweifel hatte Lee ein bestenfalls mäßiges Interesse am Besitz von Sklaven. Warum ergriff er also Partei für den Süden? Die Frage ist leicht zu klären. So wie sich sein Heimatstaat nicht primär wegen der Sklavenfrage von der Union löste, sondern aufgrund des vermeintlichen Eingriffs in die individuellen Rechte der Einzelstaaten, so entschied sich Lee, den Dienst zu quittieren, da seinem Verständnis nach erst der Staat und an zweiter Stelle die Union als Ganzes ein Anrecht auf seine Loyalität hatte. Dies brachte er in etlichen Briefen mit ähnlich lautenden Worten zum Ausdruck. Am 20. April 1861 schrieb er an den damaligen Oberbefehlshaber der US-Armee, General Winfield Scott, einen ehemaligen Förderer: „Save in the defense of my native State I never desire again to draw my sword.“22 Gegenüber dem Kongressabgeordneten Francis Blair, der ihm den Oberbefehl über die von Lincoln angeforderten Truppen angeboten hatte, begründete Lee seine Ablehnung etwas genauer: „If the Union is dissolved and the goverment disrupted, I shall return to my native state and share the miseries of my people and save in defence will draw my sword on none.“23

Diese fatalistische Kausalkette darf keinesfalls als billige Rechtfertigung für Rebellion abgetan werden.24 1861 waren die USA noch nicht der festgefügte Staatenbund, den sie heute darstellen. Tatsächlich hatte der Bundesstaat Virginia das Recht, die Union aus freien Stücken zu verlassen.25

An dieser Stelle eröffnet sich ein weiteres Problemfeld. Zwar hatten die großen Plantagen- und Sklavenbesitzer im tiefen Süden einen erheblichen Einfluss in den jeweiligen Staats-Parlamenten und bildeten somit eine treibende Kraft bei der Abspaltung insbesondere der sieben konföderierten Gründerstaaten. Doch auch im Amerikanischen Bürgerkrieg bestätigte sich die alte Weisheit, dass es „a rich man‘s war and a poor man‘s fight“ werden sollte. War der Erhalt des Sklavenbesitzes der großen Plantagenbetreiber des Südens eine ausreichende Motivation für den einfachen „Johnny Reb“, den gemeinen Südstaatensoldaten? Wie viele Sklavenbesitzer standen überhaupt selbst unter Waffen? Befriedigende statistische Untersuchungen zu dieser Frage liegen vor allem für jene Truppen vor, aus denen Lee 1862 die Army of Northern Virginia formen sollte. 1861 besaß einer von zehn der in Virginia zusammengezogenen Kriegsfreiwilligen selbst Sklaven. Dieser statistische Wert wird jedoch durch den Umstand relativiert, dass etwa ein Viertel von ihnen Söhne von Sklavenbesitzern waren. Ihnen gehörte somit nicht persönlich ein afroamerikanischer Sklave, aber sie konnten damit rechnen, früher oder später den Familienbesitz zu erben, und kämpften für dessen Erhalt. Rechnet man hierzu noch jene Soldaten, die zumindest sklavenbesitzende Verwandte besaßen, steigt die Quote der in die Sklavenhaltergesellschaft integrierten Soldaten bereits auf 36,1 Prozent.26

Ein erheblicher Teil der Konföderierten besaß also durchaus ein wirtschaftliches Interesse an der Verteidigung der Sklaverei. Dennoch ist offensichtlich, dass mehr als die Hälfte nicht vom Sklavenbesitz profitierte. Ihre Motivation lag offensichtlich in einem einzelstaatlichen Patriotismus, der – sicherlich auch von der Pflanzeraristokratie befeuert und medial weiter geschürt – den vermeintlichen Despotismus der Zentralregierung in Frage stellte. Dass es sich dabei keineswegs nur um ein genuin zeitgenössisches und amerikanisches Phänomen handelte, sollte gerade in den aktuellen EU-Debatten deutlich werden, wird doch die Europäische Union momentan von immer mehr vermeintlich nationalen oder gar regionalen „Patrioten“ als despotische Zentralmacht wahrgenommen und abgelehnt.

Aber auch die Nicht-Sklavenbesitzer im Süden fürchteten die Abolition der Sklaverei, da sie davon ausgingen, die Sklaven würden nicht nur befreit, sondern auch mit den sozial ärmeren Schichten im Süden gleichgestellt werden. Diese Furcht fußte zum einen auf der bereits skizzierten chauvinistischen Haltung gegenüber Schwarzen als Rasse, aber auch der weit verbreiteten Furcht, von vermeintlich niederen sozialen Klassen überflügelt zu werden. In ähnlich ablehnender Haltung standen die nordstaatlichen Industriearbeiter den irischen Einwanderern und diese wiederum den befreiten oder von Geburt an freien Schwarzen gegenüber, da die eine „Klasse“ immer befürchtete, die jeweils niedrigere könnte ihr als nachgewiesenermaßen billigere Arbeitskraft das Einkommen streitig machen. Im Süden kam noch die Furcht vor dem hinzu, was wir heute als „bunte Gesellschaft“ bezeichnen würden, also vor der Freiheit für Schwarze, „weiße“ Schulen zu besuchen und Mischehen einzugehen. Ein Reiter der 4th Virginia Cavalry schrieb in einem Brief über solche Zukunftsaussichten: „the man are saying they will wade in blood to their chins before such a thing shall happen to our people.“27

Auf der anderen Seite teilten viele Südstaatler die Überzeugung ihrer jeweiligen Staatsregierungen, dass der Austritt aus der Union gerechtfertigt sei. Die einzelnen Staaten hatten über diesen Schritt nicht parlamentarisch, sondern per Volksabstimmung entschieden. Demzufolge stellte der Versuch des Nordens, die „Rebellion“ mit Waffengewalt niederzuschlagen, für sie nichts anderes als eine Invasion dar. Ein Soldat der 53rd Virginia Infantry schrieb seiner Frau: „I feel it is for you that I fight […] that while I render my country service I am as a shield between my love, my darling & danger“,28 während ein anderer Virginian seinem Vater schrieb: „It makes the blood boil in me when I think of an envading [sic!] army being allowed to sleep two nights in Va without some attempt to drive them out.“29 Derartige Einstellungen manifestierten sich in populärster und wohl am meisten verbreiteter Form im zeitgenössischen Liedgut. „The Bonnie Blue Flag“ avancierte neben „Dixieland“ zu einer Art Nationalhymne der Konföderierten Staaten und propagierte den States‘ rights-Gedanken:

„We are a band of brothers and native to the soil,
Fighting for the property we gained by honest toil;
And when our rights were threatened, the cry rose near and far,
‘Hurrah for the Bonnie Blue Flag that bears a single star!’
Hurrah! Hurrah! For Southern rights hurrah!
Hurrah for the Bonnie Blue Flag that bears a single star.
As long as the Union was faithful to her trust,
Like friends and like brothers both kind were we and just;
But now, when Northern treachery attempts our rights to mar,
We hoist on high the Bonnie Blue Flag that bears a single star.
Hurrah! Hurrah! For Southern rights hurrah!
Hurrah for the Bonnie Blue Flag that bears a single star.“

Da das angesprochene „property“ und „heritage“, für das die Südstaatler kämpften, natürlich auch Sklaven einschloss, existieren im Süden Alternativversionen, in denen stattdessen von „liberty“ die Rede war. Auch das populäre Lied „Wait for the Wagon“ wurde entsprechend zum „Southern Wagon“ umgedichtet:

„Come, all ye sons of freedom, and join our Southern band,
We are going to fight the Yankees, and drive them from our land.
Justice is our motto, and providence our guide,
So jump into the wagon, and we’ll all take a ride!
Wait for the wagon, the dissolution wagon!
The South is the wagon, and we’ll all take a ride!“

Stellte der Erhalt der Sklaverei also mitnichten den einzigen Kriegs- und Motivationshintergrund für die Südstaatler dar, so besaß die Sklavenbefreiung für die Kriegsführung des Nordens rund um Präsident Abraham Lincoln zunächst überhaupt keine Relevanz. Bereits aus dem Aufruf für die ersten 75.000 Freiwilligen, der dem Beschuss von Fort Sumter folgte, wird deutlich, dass es dem Präsidenten ausschließlich um den Erhalt der Union ging.30 Schon um weiteren politischen Verstimmungen vorzubeugen, verbot sich eine allgemeine Abolition. Immerhin standen Sklavenhalterstaaten wie Delaware und Maryland weiterhin treu zur Union, Kentucky hatte vorrübergehend seine Neutralität erklärt und Missouri – der größte Sklavenhalterstaat nördlich der eigentlich als Demarkationslinie festgelegten Mason-Dixon-Linie – war innerlich zerrissen, allerdings hielt die offizielle Regierung ebenfalls zur Union. Lincolns Politik war daher von sehr pragmatischen Ansichten geprägt, deren oberste Priorität der Erhalt der Union und erst dann die Befreiung der Sklaven war. Diese Staffelung machte der Präsident auch in einem seiner berühmtesten Statements zu diesem Thema deutlich: „If I could save the Union without freeing any slave I would do it, and if I save the Union by freeing some and leaving others alone I would also do that.“31 Die Kritiker des Präsidenten und Verfechter des „Lost Cause“ haben diese Aussage stets so ausgelegt, dass Lincoln keinerlei Interesse an der Befreiung der Sklaven gehabt habe. Diese Wertung ist wohl falsch, die Frage der Sklavenbefreiung stand aber hinter dem Erhalt der Union zurück.32

Unabhängig davon, welche Motive der Präsident besaß, zwangen ihn seine Prioritäten während des gesamten Krieges zu einer ganzen Reihe von Maßnahmen, mit denen er besonders den zweiten Teil des aufgeführten Zitats unterstrich: „if I save the Union by freeing some and leeving others alone I would also do that.“

Getragen von einer abolitionistischen Begeisterungswelle, die Teile der nordstaatlichen Gesellschaft erfasste, ließ der vom Präsidenten 1861 zum Oberbefehlshaber im Westen ernannte General John Frémont – der als Vorgänger Lincolns 1856 als Präsidentschaftskandidat der Republikaner ins Rennen gegangen war – alle Sklaven im Staat Missouri für frei erklären. Lincoln war von dieser Maßnahme entsetzt, und zwar keinesfalls aus moralischen, sondern realpolitischen Gründen. Der Sklavenhalterstaat Missouri war innerlich tief gespalten. Große Teile der Bevölkerung sympathisierten, eben weil sie Teil der Sklavenhaltergesellschaft waren, mit dem Süden und lehnten die unionstreue Haltung der Regierung ab. Diese innere Spaltung war durchaus nicht untypisch für die nördlicher gelegenen Grenzstaaten. Virginia und Tennessee hatten sich zwar offiziell der Union angeschlossen, hier waren es aber wiederum große Teile der Bevölkerung, die diesen offiziellen Schritt ihrer Landesregierung für einen Fehler hielten und mit dem Norden sympathisierten. In Virginia kam es daher zu einer paradoxen Episode: Die westlichen Counties erklärten den Austritt des Staates für unrechtmäßig – was er nicht war –, traten ihrerseits aus dem Staat Virginia aus – wozu sie kein Recht besaßen – und konstituierten bereits im August 1861 den neuen Staat West Virginia, der ein Jahr später der Union beitrat.33

Was sich im „Old Dominion State“ als Vorteil für die Union erwies, konnte sich aber unter umgekehrten Voraussetzungen in Missouri abspielen. Um die ohnehin der Union kritisch gegenüberstehenden Teile der Bevölkerung nicht gänzlich zu verprellen, widerrief Lincoln die Emanzipationserklärung Frémonts und ließ den General umgehend aus dem Westen abberufen.34

Lincoln hatte seine Prioritäten somit ein erstes Mal klar gemacht. Und auch die berühmte, im Oktober 1862 erlassene Sklavenemanzipationsordnung – nach der übrigens der Robert E. Lee Park in Charlottesville umbenannt werden soll – stellte keinesfalls den Versuch zur Umsetzung humanistischer Ideale dar, sondern war als politische Waffe in einem bereits äußerst blutigen Krieg gedacht. Denn so sehr diese Proklamation heute als Manifest der allgemeinen Sklavenbefreiung in den Vereinigten Staaten angesehen wird, so hat sie doch in dieser Hinsicht einen entscheidenden Makel: Sie befreite nicht alle Sklaven in den USA. Bereits im einleitenden Satz erhält die Bestimmung ihre entscheidende Einschränkung: „all persons held as slaves within any State or designated part of a State, the people whereof shall then be in rebellion against the United States, shall be then, thenceforward, and forever free.“35

Der Präsident befreite somit lediglich die Sklaven in jenen Territorien, auf die er aufgrund der Sezession keinen Zugriff mehr hatte. Der Zweck der Erklärung bestand auch weniger in der Umsetzung moralischer Wertvorstellungen seitens der Abolitionisten, als vielmehr in der Hoffnung, dass die Sklaven im Süden – die immerhin fast ein Drittel der dortigen Bevölkerung ausmachten – sich gegen ihre Herren erheben würden. Somit würde eine zweite, innere Front entstehen, der Süden müsste Truppen zur Niederschlagung von Sklavenrevolten einsetzen und die Armeen an der äußeren Front würden erheblich geschwächt werden. Dieses Motiv unterstrich der Präsident im Weiteren eindeutig und hob gleichzeitig weitere Ausnahmen hervor: „Now, therefore I, Abraham Lincoln […] and as a fit and necessary war measure for suppressing said rebellion, do, on this first day of January, in the year of our Lord one thousand eight hundred and sixty-three, and in accordance with my purpose so to do publicly proclaimed for the full period of one hundred days, from the day first above mentioned, order and designate as the States and parts of States wherein the people thereof respectively, are this day in rebellion against the United States.“36

Auch diese Einschränkung der Erklärung und ihre Motive werden nach wie vor als Beweise herangezogen, dass der Bürgerkrieg eben kein reiner Sklavenbefreiungskrieg gewesen sei. Er war es bis zu diesem Zeitpunkt nicht und es war im Herbst 1862 keinesfalls absehbar, dass der Wunsch der Hardliner unter den Abolitionisten nach einer vollständigen Befreiung aller Sklaven tatsächlich umgesetzt werden würde. Dass Lincoln so deutlich betonte, seine Sklavenemanzipationserklärung sei mehr als politische Waffe denn als humane Willensbekundung zu verstehen, hatte wiederum rein politische Gründe. Auch 1862 konnte es sich der Präsident keinesfalls erlauben, die treu zur Union stehenden Schichten der Gesellschaft gegen sich aufzubringen. Zwar besaß nur ein sehr kleiner Teil der Bevölkerung in den Ostküstenstaaten Delaware oder Maryland Sklaven, aber die Konföderierten versuchten diese Staaten ebenso wie das nördlich an Tennessee angrenzende Kentucky, welches im Vorjahr nur zögerlich seine Neutralität zugunsten der Union aufgegeben hatte, auf ihre Seite zu ziehen. Während der im Herbst 1862 gestarteten Offensiven der konföderierten Army of Northern Virginia unter Lee in Richtung Maryland und der Army of Tennessee unter Braxton Bragg nach Kentucky hoffte die Regierung Davis, eine große Zahl an Freiwilligen in diesen Staaten zu gewinnen oder diese offiziell zum Beitritt in die CSA zu bewegen. Allerdings wurden ihre Hoffnungen während der beiden Invasionen herb enttäuscht.37

Auf der anderen Seite waren die unionstreuen Staaten im Mittleren Westen trotz des Rückzugs der Konföderierten aus Kentucky im Oktober bereits in eine solch tiefe Kriegsmüdigkeit verfallen, dass sie bereits ein Ultimatum an Lincoln vorbereiteten, mit welchem sie ihren Austritt aus dem Krieg, notfalls sogar verbunden mit einem weiteren Austritt aus der Union zu proklamieren gedachten. Erst der über den Jahreswechsel 1862/63 von den Unionstruppen erfochtene Sieg bei Murfreesboro/Stones River verhinderte einen solchen Schritt.38

War Lincoln also bereits gezwungen, auf die noch loyal zur Union stehenden Teile der Gesellschaft Rücksicht zu nehmen, so war es ebenso wichtig, den Südstaatlern zu verdeutlichen, dass die Sklavenemanzipation in direktem Zusammenhang mit dem Krieg stand, und somit zu implizieren, es handele sich lediglich um eine vorrübergehende Maßnahme. Denn trotz einiger militärischer Erfolge Ende 1862 war der Norden einer Unterwerfung der Südstaaten kaum näher gekommen. Diese hofften noch immer auf eine internationale Anerkennung seitens Frankreichs und Englands.39 Es war zu diesem Zeitpunkt noch nicht absehbar, dass der Krieg, insbesondere für den Süden, „totale“ Züge annehmen sollte und mit einem ebenso totalen Sieg des Nordens enden würde. Lincoln spekulierte nach wie vor auf einen Kompromissfrieden mit der Möglichkeit einer freiwilligen Rückkehr der Konföderierten in die Union. Diese Option – so gering ihre Aussichten auch schon 1862 wirken mussten – wäre vollständig verspielt, würde er die Sklavenemanzipation für dauerhaft erklären und somit nur die Befürchtungen bestätigen, die die Südstaatler mit seiner Wahl verbunden hatten.

Die von Lincoln erhoffte Wirkung der Sklavenemanzipationserklärung blieb aus, aber obwohl sie eigentlich ganz pragmatischen Motiven entsprungen war, sollte sie später dazu beitragen, den Krieg als einen Feldzug zur Befreiung der Sklaven erscheinen zu lassen. Dass der Krieg schließlich eine Wendung nahm, die einen totalen Sieg des Nordens ermöglichte, hatte zwei einfache Gründe. Zum einen kam mit zunehmender Dauer das industrielle Potential der Nordstaaten besser zur Entfaltung. Die Union konnte mehr und besser ausgestattete Truppen ins Feld schicken. Zum anderen musste der Süden selbst bei seinen Siegen – die sich mehrheitlich auf den östlichen Kriegsschauplatz beschränkten, auf dem Lee das Kommando inne hatte – Verluste hinnehmen, die er nicht ersetzen konnte. Zwar verlor der Norden in absoluten Zahlen mehr Soldaten im Bürgerkrieg – 260.000 Konföderierte und 360.000 Unionisten ließen ihr Leben40 –, prozentual waren seine Quoten jedoch deutlich geringer.41 Die hohen Verluste waren zum Teil auf die mitunter aggressive Strategie zurückzuführen, die Generäle wie Lee an den Tag legten. 42 1862 und 1863 hielten es Davis und Lee für durchaus im Bereich des Möglichen, dem Norden einen „Siegfrieden“ aufzuzwingen, indem man die großen Unionsarmeen, unter Umständen sogar auf nördlichem Territorium, schlug. Bedenkt man, wie knapp die Union am Silvestertag 1862 vor dem Auseinanderbrechen stand, so erscheinen diese Überlegungen rückblickend keinesfalls abwegig. Doch Lincoln konnte den ,Rest‘ der Nation zusammenhalten und da auch ein Mann wie Lee aus keinem seiner taktisch beeindruckenden Siege strategische oder politische Vorteile errang und bei seinen Vorstößen nach Norden zudem empfindliche Rückschläge hinnehmen musste, blutete sich der Süden letztendlich zu Tode.

Ab 1864 hatte sich die Personalsituation des Südens derartig verschlechtert, dass seine beiden großen Armeen fast ausschließlich aus der Defensive agieren mussten. Gleichzeitig fand Lincoln mit Ulysses Simpson Grant einen Mann, der bereit war, den Krieg mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln zu führen und auch zu gewinnen. Das aggressive Vorgehen Grants kostete den Norden Verluste in der für den Süden günstigen Quote von 1:4 und vertiefte zunächst die Kriegsmüdigkeit des Landes. Lincoln rechnete bereits mit seiner Niederlage in der Herbstwahl, als General William T. Sherman, der die Truppen im Mittleren Westen befehligte, am 3. September die strategisch wichtige Stadt Atlanta besetzte. Die Stimmung der Wähler kippte, Lincoln gewann die Wahl und konnte den Krieg fortsetzen.43

Im Winter 1864/65 bahnte sich schließlich der totale militärische Sieg des Nordens an. Der Präsident wusste, dass er nun dem Süden die Bedingungen für die Rückkehr in die Union würde diktieren können. Ihm schwebte dabei keineswegs eine Erniedrigung der Besiegten vor, wie sie die Südstaaten später in der „Reconstruction“ erleben sollten. Da die Erfüllung seines wichtigsten Kriegszieles jedoch nur noch eine Frage der Zeit zu sein schien, ging der Präsident nun endlich auch sein ,Sekundärziel‘ an. Bereits im Mai 1864 hatte Lincoln dem Kongress seinen Entwurf für einen Verfassungszusatz, der die Sklaverei auf dem gesamten Gebiet der USA verbot, vorgelegt, allerdings hierfür im Repräsentantenhaus die nötige Zweidrittelmehrheit verfehlt. Nach seinem Wahlsieg drängte Lincoln noch im Dezember 1864 auf eine erneute Abstimmung, weil er das Gesetz durch beide Parteien bestätigt wissen wollte. Die Abstimmung war erfolgreich und somit verabschiedete der Kongress mit Wirkung zum 1. Januar 1865 den 13. Verfassungszusatz: „Neither slavery nor involuntary servitude, except as a punishment for crime whereof the party shall have been duly convicted, shall exist within the United States, or any place subject to their jurisdiction.“44

Lee setzte sich im Übrigen für eine schnelle Überwindung der Spaltung ein und forderte seine Soldaten nach seiner Kapitulation bei Appomattox dazu auf, gute Amerikaner zu werden. Auch sein ehemaliger Gegner Grant honorierte den positiven Einfluss, den Lee auf die Verlierer ausübte: „General Lee’s great influence throughout the whole South caused his example to be followed; and today the result is, that the armies lately under his leadership are at their homes, desiring peace and quiet, and their arms are in the hands of our ordnance [sic!] officers.“45

Über einen „Lost Cause“ und andere Rechtfertigungen

Es sollte aus diesen Ausführungen deutlich geworden sein, dass mehrere Ursachen den Bürgerkrieg bedingten und dass die Beendigung der Sklaverei gerade für den Sieger erst im Laufe der militärischen Auseinandersetzung an Bedeutung gewann. Der größte Schaden wurde dem Süden schließlich sechs Tage nach der Kapitulation Lees bei Appomattox zugefügt: Am 15. April 1865 erschoss John Wilkes Booth – ein fanatischer Südstaatler – Lincoln im Kennedy-Theater in Washington. Bis zum Schluss hatte der Präsident für sein wichtigstes Ziel, den Erhalt der Union gelebt und sich für eine rasche Reintegration der abgefallenen Staaten eingesetzt.

Sein Tod beschwor eine komplizierte, für die Erinnerungskultur an den Krieg folgenreiche und extrem paradoxe Situation herauf. Zunächst drängte die Republikanische Partei den neuen Präsidenten Andrew Johnson dazu, härtere Maßnahmen gegen die Südstaaten zu verhängen. Diese wurden als nicht mehr der Union zugehörig betrachtet und zunächst von Militärgouverneuren verwaltet. De facto war damit nach dem Krieg ein Zustand eingetreten, den die Konföderierten zuvor hatten erreichen wollen: Sie waren nicht mehr Teil des Staatenbundes. Es war ein langer, steiniger und von den Südstaatlern oft als peinigend empfundener Weg, bis Georgia als letztes ehemaliges Mitglied der Konföderation im Juli 1870 wieder als vollwertiges Mitglied der Union anerkannt wurde und Florida 1877 seine lokalen Selbstverwaltungsrechte zurück erhielt.46

Diese Haltung der Sieger in der sogenannten „Reconstruction Era“ lieferte jenen Teilen der Bevölkerung im Süden Nahrung, die ihr Agieren dahingehend zu rechtfertigen trachteten, der Süden habe den Krieg primär zur Erlangung seiner Unabhängigkeit und für den Erhalt der „states‘ rights“ geführt. Es existierten zwei Interessengruppen, die sich auf diesen Gedanken rückbesannen. Zum einen die Politiker des Südens, von denen etliche sehr wohl wussten, dass die Angst vor der Abolition einen nicht unerheblichen Beweggrund für ihre Entscheidung zur Sezession dargestellt hatte. Dennoch drängten sie dieses Motiv jetzt in den Hintergrund, wie es der ehemalige Präsident Jefferson Davis in seinen Memoiren 1881 auf den Punkt brachte, als er schrieb: „whatever extent the question of slavery may have served as an occasion, it was far from beeing the cause of the conflict.“47

Die zweite, vielleicht noch stärker rezipierte Gruppe bestand aus den ehemaligen Offizieren des Südens, die nach dem Krieg eine bis dato nie gesehene literarische Debatte über die militärischen Gründe der Niederlage führten, ihre eigenen Taten rechtfertigten und die ohnehin im kollektiven Gedächtnis auf einem hohen Sockel stehenden Persönlichkeiten, wie Stonewall Jackson und natürlich den 1870 verstorbenen Lee, weiter glorifizierten. Die wenigsten von ihnen waren selbst Sklavenhalter oder gar Plantagenbesitzer gewesen, ein großer Teil verstand sich wohl tatsächlich zunächst als Bürger des Einzelstaates und erst dann des Staatenbundes. James Longstreet berichtet beispielsweise in seinen Memoiren, wie er nach Verkündung der Sezession ein Gespräch mit Offizieren seines damaligen Regiments führte, die ihn im Dienst der Union zu halten versuchten:

„A number of officers of the post called to persuade me to remain in the Union service. Captain Gibbs, of the Mounted Rifles, was the principal talker, and after a long but pleasant discussion, I asked him what course he would pursue if his state should pass ordinances of secession and call him to its defence. He confessed that he would obey the call.“48

Während die rückblickenden Darstellungen des Südens die Sklaverei als Kriegsgrund somit stärker in den Hintergrund drängten, als es die politischen Debatten von 1860/61 rechtfertigen, setzte im Norden eine genau gegenläufige Bewegung ein. Im Zuge der weiteren rechtlichen Gleichstellung der schwarzen Bevölkerung – der 15. Verfassungszusatz von 1870 garantierte ihnen auch das Wahlrecht – erschien es viel edler, diesen moralischen Aspekt des Krieges stärker zu betonen, als den komplexen verfassungsrechtlichen, zumal die Reconstruction den ursprünglichen Absichten Lincolns ja zuwider gelaufen war. In geradezu diametralem Gegensatz zu Davis behauptete der spätere Präsident Ulysses S. Grant daher in seinen Memoiren: „The cause of the great War of the Rebellion against the United States will have to be attributed to slavery.“49

Ob intendiert oder nicht, beide nachträglich modifizierten Darstellungen über die Kriegsursachen sind in ihrer jeweiligen Reduzierung auf einen einzelnen Grund falsch, aber sie schienen sich ideal zu ergänzen. Der Süden propagierte weiterhin die „states‘ rights“ und behauptete, die Sklavenfrage habe überhaupt keine Rolle gespielt, der Norden konstruierte nun das Bild des Sklavenbefreiungsfeldzuges und ignorierte wohlweislich, dass Lincolns oberste Priorität stets der Erhalt der Union gewesen war. Dieser Rückzug auf zwei vermeintlich nicht miteinander verbundene Ursachen führte auch dazu, dass die Komplexität der ineinander verschränkten Kriegsursachen nicht wirklich diskutiert werden musste, sondern beide Seiten den Krieg als moralisch gerechtfertigt betrachten und somit in einer verklärenden Erinnerungskultur schwelgen durften.

Geschichte neu konstruieren – der Bürgerkrieg im Spiegel der Emanzipationsbewegung und des modernen Rassismusproblems der USA

Die Erinnerung an den Amerikanischen Bürgerkrieg stellte also im Norden wie im Süden einen Rekurs auf moralisch integre Beweggründe dar. Doch ab den 1960er Jahren traten in den USA gesellschaftliche Veränderungen zu Tage, die das Bild vom „Lost Cause“ im Süden angreifbar machten, gleichzeitig allerdings den Gedanken vom Bürgerkrieg als Sklavenbefreiungsfeldzug festigten.

In den hundert Jahren seit den blutigen Auseinandersetzungen zwischen Nord und Süd hatte das Verhältnis der weißen Bevölkerung in den ehemaligen Sklavenhalterstaaten zu den Afroamerikanern sich nochmals gewandelt. Basierte die Beziehung der Plantagenbesitzer zu ihren Sklaven überwiegend auf einem religiös-sozial motivierten Chauvinismus, so gewann er im weiteren Verlauf des 19. und frühen 20. Jahrhunderts eine sozialdarwinistisch „rassische“ Komponente, die den 14. und 15. Verfassungszusatz zur Makulatur degenerieren ließ. In dieser Zeit entwickelte sich das Bild des „Jim Crow“, also des durchschnittlichen Schwarzen, der weniger intelligent und kultiviert war als die weißen Bürger des Südens. Mithilfe der inoffiziellen sogenannten „Jim Crow Laws“ sollte die Trennung von Schwarz und Weiß in den Südstaaten gesichert und die Wahl Schwarzer in öffentliche Ämter unterdrückt werden.50

Im Zuge der Bürgerrechtsbewegung in den 1960er Jahren versuchte die schwarze Bevölkerung des Südens, die Rassentrennung, die auf dem widersprüchlichen Prinzip „getrennt aber gleichberechtigt“ („separate but equal“) basierte, aufzuheben.51 Allerdings wurde die Rassentrennung von vielen offiziellen Stellen weiterhin geduldet. Erst der von Präsident Lyndon B. Johnson 1964 unterzeichnete Civil Rights Act stellte Rassendiskriminierung bei der Vergabe von Arbeitsplätzen landesweit unter Strafe.52 Doch diese Maßnahmen reichten bei weitem nicht aus und so folgte 1968 ein zweiter Civil Rights Act, der unter anderem auch das Verweigern einer Wohnungsvermietung oder eines Hausverkaufs aufgrund rassistischer Vorbehalte unter Strafe stellte53 und somit verdeutlicht, wie weit die Spaltung innerhalb der Bevölkerung tatsächlich reichte.

Auch die ohnehin außerhalb des Gesetzes stattfindende Lynchjustiz traf in den USA fast dreimal so viele Schwarze wie Weiße. Zwischen 1882 und 1968 wurden nach Angaben des Tuskegee Institute 1.297 weiße und 3.446 schwarze Amerikaner gelyncht. Von diesen 3.446 Menschen starben 3.002 im „Deep South“, also in Alabama (299), Arkansas (266), Florida (257), Georgia (492), Louisiana (335), Mississippi (539), South Carolina (156), Texas (352) sowie den beiden ebenfalls zum Süden zu zählenden Staaten Kentucky (142) und Tennessee (204). Diese Zahlen gewinnen zusätzlich an Gewicht, wenn man bedenkt, dass der Anteil der Schwarzen an der Gesamtbevölkerung wesentlich geringer war und die Fälle von Lynchjustitz an Weißen zu einem erheblichen Teil ebenfalls Randgruppen wie Iren und Italiener oder Frauen betrafen.54 Diese und andere Formen von Gewalt gegenüber der schwarzen Bevölkerung gingen mehrheitlich von radikalen rassistischen Bewegungen wie dem Ku-Klux-Klan aus. Im Zuge der Bürgerrechtsbewegung in den 1960er Jahren erhielt auch der Klan neuen Zulauf und flanierte medienwirksam mit der alten „Battle Flag“ von Lees Army of Northern Virginia (dem blauen Andreaskreuz auf rotem Grund mit dreizehn weißen Sternen) durch die Straßen amerikanischer Städte.55 Durch diesen Missbrauch konföderierter Symbole durch rechte und rassistische Gruppierungen wurde in der Öffentlichkeit ein Zusammenhang zwischen dem Rassenbild des „alten Südens“ und dem des modernen Ku-Klux-Klan hergestellt, welches historisch betrachtet wenig tragfähig ist.

Die Befürworter von Rassen- bzw. Rechtsgleichheit begannen daher, das Verbot dieser Symbole zu fordern, die für sie nun verständlicherweise den Ausdruck von Rassenhass darstellten. So wurde 2001 in Mississippi eine Volksbefragung durchgeführt, ob die Flagge des Staates neu gestaltet werden müsse. 1894 hatte Mississippi eine Flagge eingeführt, die die Battle Flag in der Gösch zeigt. Mit einer Mehrheit von fast zwei Drittel der Stimmen entschied sich die Bevölkerung für die Beibehaltung der Fahne.56

Diese „Fahnenkontroverse“ erhielt durch das Charleston Church Massacre 2015 neuen Auftrieb. Während eines Gottesdienstes tötete Dylann Roof, Anhänger der „White Supremacy“-Bewegung, neun Afroamerikaner. Die Ermittler fanden später eine von Roof konzipierte Website, auf der er mit einer Pistole und einer Südstaatenfahne posierte.57 Dieses Bild provozierte einen gesellschaftlichen Aufschrei. Die wenigsten fragten nun noch, was diese Fahne eigentlich bedeutete, die erboste Mehrheit konnotierte sie mit dem rassistischen Hintergrund von Dylan Roof und forderte erneut ihr Verbot. Präsident Obama setzte sich an die Spitze dieser Bewegung und verlangte in einer Rede während der Beisetzung der Opfer ebenfalls die Entfernung konföderierter Flaggen vor dem Kapitol von South Carolina:

“Removing the flag from this state’s Capitol would not be an act of political correctness. It would not be an insult to the valor of Confederate soldiers. It would simply be an acknowledgment that the cause for which they fought — the cause of slavery — was wrong. The imposition of Jim Crow after the Civil War, the resistance to civil rights for all people, was wrong.”58

Noch im selben Sommer stimmte der Kongress von South Carolina mit 94 zu 20 Stimmen dafür, die umstrittene Fahne niederzuholen.59 Entscheidungen wie diese sind allerdings nicht zuletzt Ausdruck einer diffusen, nicht zielgerichteten gesellschaftlichen Wut, die die Politik durch eine vorschnelle Maßnahme zu beschwichtigen versucht. Mit anderen Worten: Ausdruck einer „Wohlfühlpolitik“.

Denn das Verbot missbrauchter und falsch aufgeladener historischer Symbole wird keinerlei Beitrag dazu liefern, das Problem des Rassenhasses in den USA in den Griff zu bekommen. Im Gegenteil, eben jene Gruppen, die die Battleflag und andere Südstaaten-Memorabilia mit diesem neuen Rassismus aufgeladen haben, werden sich ihrer weiter bedienen, um zu provozieren, während jene Verbotsgegner, die zumindest eine kulturhistorische Debatte angestrebt haben und zu differenzieren versuchten, dadurch delegitimiert und sogar kriminalisiert werden. Dies zeigte sich zwei Jahre später in Charlottesville, als die in ihrem Kern berechtigte Wut der Rassismusgegner sich großflächig gegen die Denkmäler bedeutender Konföderierter wendete.

Aufgrund der Vorgänge in Charleston erwog der Bürgermeister von New Orleans noch im selben Jahr die Demontage eines Lee-Denkmals. Auf der Onlineplattform der Times-Picayune verfasste Wynton Marsalis eine Kolumne, die die neue Haltung der Denkmalsgegner sehr treffend zusammenfasst:

„When one surveys the accomplishments of our local heroes across time from Iberville and Bienville, to Andrew Jackson, from Mahalia Jackson, to Anne Rice and Fats Domino, from Wendell Pierce, to John Besh and Jonathan Batiste, what did Robert E. Lee do to merit his distinguished position? He fought for the enslavement of a people against our national army fighting for their freedom; killed more Americans than any opposing general in history; made no attempt to defend or protect this city; and even more absurdly, he never even set foot in Louisiana. In the heart of the most progressive and creative cultural city in America, why should we continue to commemorate this legacy?“60

Es wurde bereits darauf hingewiesen, dass es fragwürdig ist, Lees Motivation, für den Süden zu kämpfen, allein auf die Sklavenfrage zu reduzieren. Definitiv falsch ist Marsalis Behauptung, Lee habe nie den Boden Louisianas betreten. Zwar hatte der Virginier keine engere Bindung zu diesem Staat – was als Argument sicherlich ausreicht, um seine Bedeutung für das Denkmal zumindest in Frage zu stellen –, aber während des Mexikokrieges und kurz vor dem Amerikanischen Bürgerkrieg hielt Lee sich mehrfach sogar in New Orleans auf.61

Nach einer langen und hitzigen Debatte wurde das Denkmal am 19. Mai 2017 demontiert.62 Auch in anderen Städten im Süden wuchs der öffentliche Druck. In Charlottesville startete der fünfzehnjährige Highschoolschüler Zyahna Bryant eine Petition zur Entfernung des Denkmals und zur Umbenennung des Parks in „Emancipation Park“. Die nun folgende Debatte war von Beginn an stark polarisiert. Rick Turner, Präsident der Albemarle-Charlottesville National Association of the Advancement of Colored People (NAACP), behauptete, die Statue „means all the horror of the legacy of black people. It romanticizes citizens who don’t know. They look at that statue, they think that was a gallant person that saved us, but he was a terrorist.”63

Die übersteigerte Kritik an der historischen Person Lees nahm auch Bezug auf neuere kritische Darstellungen der amerikanischen Geschichtswissenschaft, die in Abwendung von verklärenden Biografien etwa eines Douglas Southall Freeman eine überzogen ablehnende Haltung gegenüber dem General einnahmen. 1998 publizierte Edward H. Bonekemper seine Monografie „How Robert E. Lee Lost the Civil War“,64 in der er Lee fast zum Alleinschuldigen für den Krieg erklärte.65 Ohne Zweifel war auch der Virginian nicht frei von militärischen Fehlern, aber Bonekemper forderte von ihm nachträglich, er hätte die Ernennung John Bell Hoods zum Oberbefehlshaber der Tennessee-Armee verhindern müssen, womit der Fall Atlantas unmöglich geworden wäre. Dabei stand Lee eine solche Entscheidungsgewalt nicht zu und er positionierte sich gegenüber Präsident Jeff Davis durchaus kritisch zu Hoods Ernennung. Zudem forderte Bonekemper, Lee hätte nach Lincolns Wiederwahl 1864 zurücktreten und so Davis zur Aufgabe zwingen müssen.66 Dass ein Rücktritt Lees letztendlich nur das Ende seiner persönlichen Verantwortung, nicht aber des Krieges bedeutet hätte, zeigt sich allein darin, dass Davis nach Lees Kapitulation bei Appomattox immer noch gewillt war, den Konflikt als Guerillakrieg fortzusetzen.67

Bonekempers Hauptkritikpunkt besteht jedoch darin, dass Lees Taktiken zu aggressiv gewesen seien und dadurch unnötig viele Verluste gekostet hätten. Tatsächlich war Lee wohl für die meisten Verluste im Krieg verantwortlich, er war aber auch der am längsten kommandierende General. Das größte Problem des Buches besteht darin, dass der Autor vom hohen Ross des Nachgeborenen aus Kritik übt und behauptet, ein reiner Abwehrerfolg hätte dem Süden letztendlich zum Sieg verhelfen können. So eindeutig gestaltete sich die Lage jedoch für Davis und seine obersten Generale, wie bereits dargestellt wurde, in den ersten drei Kriegsjahren keinesfalls. Bezugnehmend auf Bonekempers Buch veröffentlichte die Washington Post am 17. August 2017 einen Artikel mit dem bezeichnenden Titel „He wasn‘t very good at his job“ und schloss mit den Worten „Monuments fall. So do their legends.“68

Aber wie stark ist der öffentliche Druck wirklich? Stellen die Denkmalsgegner eine repräsentative Mehrheit oder nur eine laute Minderheit dar? Im Zuge der Charlottesville-Unruhen starteten die Nachrichtensender NPR und PBS zusammen mit dem Marist College eine Umfrage, in der 62% der Teilnehmer sich für einen Erhalt der Denkmäler aussprachen. Lediglich 27% stimmten für eine Demontage, während 11% sich enthielten.69 Diese Zahlen decken sich mit den Werten einer Umfrage der Stadt Richmond. Die Hauptstadt von Virginia hatte ebenfalls im Zuge des Charleston-Massakers, aber noch vor den Ausschreitungen in Charlottesville in einer Onlineumfrage über den Erhalt konföderierter Denkmäler abstimmen lassen. 57,8% stimmten gegen eine Demontage, 41,3% waren dafür, der geringe Rest neutral.70 Möglicherweise bedarf es weiterer Umfragen dieser Art, um ein repräsentatives Meinungsbild zu erhalten. Eine erste Tendenz, wonach die Denkmäler erhalten werden sollen, ist jedoch deutlich erkennbar.

Nicht unerheblich für das vorliegende Problem ist sicherlich auch der Wechsel in der Präsidentschaft, der Übergang vom ersten schwarzen Präsidenten Barack Obama zum Populisten Donald Trump, der offen um das rechtsextreme Wählerspektrum wirbt. Dadurch hat sich die Debatte weiter polarisiert und vom eigentlichen Kernthema entfernt. Es geht inzwischen mehr um Statements in Fragen der nationalen Politik als um Debatten über Geschichtskultur. Dies wird auch daran deutlich, dass in vielen Medien ausschließlich Vertreter rechter und rassistischer Bewegungen, etwa des Ku-Klux-Klans, der „White Supremacy“ oder „Arian Brotherhood“ als Befürworter des Denkmalserhalts erwähnt werden. Über die Gründe hierfür lässt sich nur spekulieren. Die Tendenz der Medien zur Polarisierung mag dabei ebenso eine Rolle spielen wie der schon immer vorhandene Drang, faszinierende Extreme‘ in die Presse zu tragen. Kaum Erwähnung finden dagegen beispielsweise die Initiativen der quantitativ starken amerikanischen Reenactmentszene. In den USA stellen nach wie vor Tausende von Menschen in ihrer Freizeit das Leben im Amerikanischen Bürgerkrieg nach. Gerade diese Teile der Bevölkerung erachten es für wichtig, die gewachsene Denkmalskultur auf beiden Seiten der ehemaligen Mason-Dixon-Linie als Teil des kulturellen Gesamterbes zu erhalten und lieber über historische Hintergründe aufzuklären, als die Denkmäler zu zerstören.71

Fazit

„Wer ein Denkmal stürzt, greift schließlich nicht die Geschichte selbst an, sondern eine ihrer Deutungen“,72 schrieb Christian Stass mit Bezug auf die Ereignisse in Charlottesville und sprach sich dafür aus, dass es Zeit sei, innerhalb der amerikanischen Denkmalslandschaft „auszumisten“. Für sich genommen hat Stass‘ Aussage einiges für sich. Bezogen auf die Vorgänge in den USA trifft sie jedoch nicht zu, argumentieren die Denkmalsgegner doch nur selten mit dem Symbolwert der Denkmäler, der sich durchaus vom historischen Ereignis lösen kann, als vielmehr mit der Geschichte selbst. Und wer glaubt, die Geschichte offeriere einen Müllhaufen für unbeliebte Denkweisen und retrospektiv als unangenehm empfundene Ereignisse, der greift die Geschichte selbst an.

Jene, die die Ereignisse in Charlottesville nutzen wollten, um ein Zeichen für die Demokratie und gegen die stärker werdenden radikalen Elemente innerhalb der westlichen Gesellschaft zu setzen, allen voran populäre Medien, haben sich quasi im doppelten Sinne selbst besiegt: zum einen durch die „Nazifizierung“ und eine damit intendierte Delegitimierung und Kriminalisierung all jener, die für den Erhalt des Denkmals eintraten, indem in öffentlichen Berichten nur jene Demonstranten gezeigt wurden, die offen eine neofaschistische oder rassistische Gesinnung zur Schau tragen. Damit wurden jene verzerrt repräsentiert, die aus kulturgeschichtlichen Überlegungen heraus die Denkmalsdemontagen für einen Fehler halten. Zum anderen wurde damit dem primären Anliegen der ,falschen‘ Demonstranten entsprochen, nämlich nicht die Debatte um das Für und Wider des Monuments zu erneuern, sondern lediglich Aufmerksamkeit für die eigene ideologisch bedenkliche Gruppierung zu erzeugen. „Denkmäler sind die Lesezeichen der Geschichte“,73 schrieb einst Pierre Gaxotte. Eine demokratische Gesellschaft wird keineswegs gestärkt, wenn sie die dunklen Kapitel ihrer Vergangenheit auf dem „Müllhaufen der Geschichte“ entsorgt, und genau das passiert bei einer Denkmalsdemontage. Denkmäler sollten dazu dienen, Personen oder Ereignisse im kollektiven Gedächtnis wach zu halten. Gerade die Monumente des 19. und frühen 20. Jahrhunderts, die den USA und Europa eine Denkmalsflut beschert haben, sind überwiegend Ausdruck eines regionalen oder nationalen Patriotismus, der ein beschönigendes Bild der erinnerten Personen und Ereignisse zu zeichnen trachtete. Über solche kulturgeschichtlichen Konstruktionen und Prozesse kann man aufklären, denn unsere Sichtweisen ändern sich und niemand weiß, welche Sicht die USA in fünfzig Jahren auf den Bürgerkrieg haben werden. Sicher ist nur, dass der gegenwärtige Abriss von Denkmälern in ähnlich unreflektierten Debatten wurzelt wie deren Errichtung. Es stellt sich die Frage, wie gering das Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen unserer Gesellschaft ausgeprägt sein muss, wenn man sich von der Existenz eines Steinmonuments beleidigt oder gar bedroht und gleichzeitig gezwungen fühlt, einen sommerlichen Park nicht mehr zu betreten, nur weil einem der Name nicht passt. Aber vermutlich ist auch dies nur ein Symptom einer gesellschaftlichen Krise, wenn man lieber die langen Schatten der Vergangenheit bekämpft als in die Zukunft zu blicken.

Allen, die diese Debatte ausschließlich als Ausdruck eines Kampfes um die Gleichberechtigung von Schwarz und Weiß betrachten und sich dabei selbst auf eine Schwarz-weiß-Argumentation zurückziehen, sei die Lektüre von Michael Shaaras Bürgerkriegsroman „The Killer Angels“ ans Herz gelegt. In seinem mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichneten Werk über die Schlacht bei Gettysburg schildert Shaara auch eine (wohl fiktive) Episode aus dem Leben des Nordstaatenoffiziers Josua L. Chamberlain, der vor dem Krieg Rhetorikprofessor an einem College gewesen ist. Im Gespräch mit einem seiner Soldaten erinnert sich Chamberlain an ein Ereignis aus seiner Jugend, als eine Familie aus dem Süden seinen damaligen Professor besuchte und er in jugendlichem Übermut eine Debatte über die Unrechtmäßigkeit der Sklaverei vom Zaun brach. In dem anschließenden Gespräch erklärte sein Professor seine Ansichten zwar für moralisch gerechtfertigt, kritisierte aber Chamberlains übereifrige Art der Diskussion und gab ihm eine Frage mit auf den Weg, die sich jeder von uns stellen sollte, bevor er seinen Standpunkt in einer Diskussion öffentlich macht: „My young friend, what if it is you who are wrong?“74

  • 1. 1. Vgl.: Heidi M. Przybyla, Melania Trump sticks with heels in departing to tour Hurricane Harvey damage, auf: https://www.usatoday.com/story/news/politics/onpolitics/2017/09/02/melan....
  • 2. Zit. nach: Chris Chillizza, Donald Trump’s incredibly unpresidential statement on Charlottesville, auf: http://edition.cnn.com/2017/08/12/politics/trump-charlottesville-stateme....
  • 3. Vgl.: Mark Pitzke, Die Verharmlosung des Hasses, auf: http://www.spiegel.de/politik/ausland/donald-trump-zu-charlottesville-di....
  • 4. „Tote in Charlottesville – Gouverneur ruft Ausnahmezustand aus“, http://www.spiegel.de/politik/ausland/charlottesville-ausnahmezustand-we....
  • 5. Zit. nach: William Cummings, Twitter melts down in response to Trump comments, in USA Today 15.08.2017 (https://www.usatoday.com/story/news/politics/onpolitics/2017/08/15/twitt...).
  • 6. Das Video ist u.a. zu sehen auf: http://www.stern.de/politik/ausland/arnold-schwarzenegger-sendet-erneut-....
  • 7. Zit. nach ebd.
  • 8. Zit. nach: „Alice Weidel verliert vor Gericht gegen Extra3“, http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/alice-weidel-gericht-weist-ant....
  • 9. Vgl.: Stanley Harrold, The Abolitionists and the South, 1831–1861, Lexington 1995; Jeffrey Rogers Hummel, Emancipating Slaves, Enslaving free Men. A History of the American Civil War, Chicago 1996.
  • 10. Hierzu: Eric Foner, Free Soil, Free Labor, Free Men. The Ideology of the Republican Party before the Civil War, New York 1970.
  • 11. Vgl. Richard E. Ellis, Union at Risk. Jacksonian Democracy, States’ Rights and the Nullification Crisis, New York/Oxford 1990, S. 53-80; David F. Ericson, The Nullification Crisis, American Republicanism, and the Force Bill Debate, in: Journal of Southern History 61-2 (1995), S. 249–270; Donald J. Ratcliffe, The Nullification Crisis, Southern Discontents, and the American Political Process, in: American Nineteenth Century History 1-2 (2000), S. 1-30, hier S. 5-15.
  • 12. Vgl. Ellis, Union at Risk, S. 99-165; Ratcliffe, The Nullification Crisis, S. 18-21.
  • 13. Vgl. Hummel, Emancipating Slaves, Enslaving free Men, S. 129-131; Jörg Nagler, Abraham Lincoln. Amerikas großer Präsident, München 2014, S. 60-62; 124-184.
  • 14. Hierzu: Avery O. Craven, The Growth of Southern Nationalism. 1848–1861, Baton Rouge 1953, S. 347-363. Es sei an dieser Stelle nur auf zwei weitere ins Deutsche übersetzte Gesamtdarstellungen des Amerikanischen Bürgerkrieges verwiesen, die auch im englischsprachigen Raum als Standardwerke gelten: James M. McPherson, Für die Freiheit sterben. Die Geschichte des Amerikanischen Bürgerkrieges, Augsburg 1988; hierin zum Ausbruch des Krieges S. 159-234; John Keegan, Der Amerikanische Bürgerkrieg, Berlin 2010, S. 45-63.
  • 15. Zit. nach: Georg Schild, Von der Sklaverei zur Bürgerrechtsbewegung. Rassenbeziehungen in Amerika, 1770-1945, in: Michael Butter/Astrid Franke/Horst Tonn (Hrsg.), Von Selma bis Ferguson. Rasse und Rassismus in den USA, Bielefeld 2016, S. 47-72, hier S. 53. Schild neigt allerdings im Übrigen ebenfalls dazu, alle weiteren komplexen Beweggründe für den Bürgerkrieg der Sklavenfrage unterzuordnen.
  • 16. Robert N. Rosen/Richard W. Hatcher III., The First Shot, Charleston 2011, S. 9-20. Das Buch liefert eine sehr detaillierte Analyse darüber, wie Lincoln schließlich den ersten Schuss des Krieges erzwang.
  • 17. Es existiert eine Fülle an Biografien über den mit Abstand berühmtesten General des Südens, von denen an dieser Stelle nur zwei der bekanntesten genannt seien. Eine der ersten wurde von Lees Neffen Fitzhugh Lee, seinerseits selbst General der konföderierten Armee, verfasst: Fitzhugh Lee, General Lee. A Biography of Robert E. Lee, Cambridge 1994 (Erstveröffentlichung 1894). Die bekannteste Biografie stammt aus der Feder von Douglas Southall Freeman. Obgleich die Studie quellengesätigt ist, war Freeman bestrebt, das Bild eines ersten Gentleman des Südens zu zeichnen, weswegen er etliche sowohl persönliche als auch militärische Schwächen ausblendete: Douglas Southall Freeman, R. E. Lee 4 Bde., New York/London 1934-35; im Folgenden wird die um etliche seitenlange Originaldokumente gekürzte Version verwendet: Douglas Southall Freeman, Lee. An Abridgement by Richard Harwell of the Pulitzer Price-Winning 4-Volume Biography, New York 1997; als jüngere Darstellung: Michael Fellman, The Making of Robert E. Lee, New York 2000. Als Sammelband, der verschiedene Aspekte der militärischen Karriere Lees offeriert, vor allem: Gary W. Gallagher (Hrsg.), Lee. The Soldier, Lincoln, London 1996.
  • 18. Vgl. „Rechte Demo in Charlottesville endet mit Toten“, auf: http://www.n-tv.de/politik/Rechte-Demo-in-Charlottesville-endet-mit-Tote.... Die Liveberichte, die der Verfasser am Tag des Geschehens mit verfolgte und in denen die aufgeführten Sätze fielen, sind leider online nicht mehr einsehbar.
  • 19. Freeman, Lee, S. 93-94 schreibt, es sei nicht zu solchen Fällen gekommen. Fellman, The Making, S. 67f. diskutiert den sogenannten „Norris“-Fall. Wesley Norris, seine Schwester Mary und eine Reihe weiterer Sklaven versuchten 1859 in den Norden zu fliehen, wurden gefasst und ausgepeitscht, nach einigen Darstellungen sogar durch Lee persönlich, was Fellman jedoch für unwahrscheinlich hält.
  • 20. Zit. nach: Freeman, Lee, S. 92.
  • 21. Zit. nach: Lee, General Lee, S. 237.
  • 22. Zit. nach: ebd., S. 88.
  • 23. Zit. nach: Freeman, Lee, S. 110.
  • 24. Einen solchen Schluss zieht bemerkenswerterweise auch der deutsche Amerika-Historiker Georg Schild in seinem missglückten, den Bürgerkrieg tatsächlich auf einen reinen Sklavenbefreiungsfeldzug reduzierenden Buch über die Schlacht bei Gettysburg, vgl. Georg Schild, Gettysburg 1863. Lees gescheiterte Invasion, Paderborn u.a. 2017, S. 49.
  • 25. Dies geht zumindest aus der Ratifizierungsurkunde der Verfassung durch den Staat Virginia vom 26. Juni 1788 hervor, die als offizielles Beitrittsdokument gilt: „… the People of Virginia declare and make known that the powers granted under the Constitutionbeing derived from the People of the United States may be resumed by them whensoever the same shall be perverted to their injury or oppression and that every power not granted thereby remains with them and at their will …“, http://avalon.law.yale.edu/18th_century/ratva.asp.
  • 26. Hierzu die exzellente Studie: Joseph T. Glatthaar, General Lee‘s Army. From Victory to Collapse, New York 2008, S. 19f. Untersuchungen dieser Art fehlen bisher leider für die übrigen großen konföderierten Armeen, insbesondere die Army of Tennessee, für die lediglich operationsgeschichtliche Monografien vorliegen.
  • 27. Zit. nach: ebd., S. 32.
  • 28. Zit. nach: ebd., S. 33.
  • 29. Zit. nach: ebd.
  • 30. Das handschriftliche Original von Lincolns Aufruf findet sich auf: https://www.senate.gov/artandhistory/history/resources/pdf/LincolnEmerge....
  • 31. Zit. nach: Alan Nevins (Hrsg.), Ordeal of the Union, Bd. VI., New York/London 1949, S. 232.
  • 32. Hierzu auch: Nagler, Abraham Lincoln, S. 320f.
  • 33. Vgl.: McPherson, Für die Freiheit sterben, S. 340-344; Keegan, Der Amerikanische Bürgerkrieg, S. 132.
  • 34. Vgl.: McPherson, Für die Freiheit sterben, S. 285-293; Keegan, Der Amerikanische Bürgerkrieg, S. 171f.
  • 35. Zit.: https://www.ourdocuments.gov/doc.php?flash=true&doc=34&page=transcript.
  • 36. Zit.: ebd.
  • 37. Zu Lees Invasion, die spätestens durch die Schlacht bei Sharpsburg/Antietam gestoppt wurde, Stephen W. Sears, Landscape turned Red. The Battle of Antietam, Boston/New York 1983, hier S. 1-73. Über Lees Feldzug existieren zahlreiche weitere Studien, nicht so für Braggs Kentuckyfeldzug, vgl. daher McPherson, Für die Freiheit sterben, S. 502-515; Keegan, Der Amerikanische Bürgerkrieg, S. 215-225.
  • 38. Vgl. Peter Cozzens, No better Place to Die. The Battle of Stones River, Urbana/Chicago 1990, zur politischen Situation im Vorfeld der Schlacht S. 12-28.
  • 39. Allerdings wurden die diplomatischen Bemühungen der Konföderierten recht dilettantisch durchgeführt, vgl. Henry Blumenthal, Confederate Diplomacy. Popular Notions and International Realities, in: Journal of Southern History 32-2 (1966), S. 151-171.
  • 40. McPherson, Für die Freiheit sterben, S. 840.
  • 41. Maris Vinvovskis berechnete anhand der Census Records von 1860, dass im Norden 6 Prozent der männlichen Bevölkerung im Alter zwischen 18 und 43 dem Krieg zum Opfer fielen, im Süden sogar 18 Prozent, also dreimal so viele, vgl. Maris A. Vinvovskis, Have Social Historians Lost the Civil War? Some Preliminary Demographic Speculations, in: ders., Toward a Social History of the American Civil War. Exploratory Essays, New York 1990, S. 1-30, hier S. 7.
  • 42. Hierzu Keegan, Der Amerikanische Bürgerkrieg, S. 431-461.
  • 43. Eine gute Analyse des Atlantafeldzuges und seiner Bedeutung für die Wahl 1864 liefert Albert Castel, Decision in the West. The Atlanta Campaign of 1864, Lawrence 1992. Zur Bedeutung für Lincoln auch Nagler, Abraham Lincoln, S. 390f.
  • 44. https://usa.usembassy.de/etexts/gov/gov-constitutiond.pdf, S. 10.
  • 45. Zit. nach: Francis Lawley: General Lee, in: Gallagher (Hrsg.), Lee, S. 75-94, hier S. 77.
  • 46. Hierzu Jörg Nagler, Die militärische Besatzung der Südstaaten während der Reconstruction (1865-1877), in: Günther Kronenbitter/Markus Pöhlmann/Dierk Walter (Hrsg.), Besatzung. Funktion und Gestalt militärischer Fremdherrschaft von der Antike bis zum 20. Jahrhundert (=Krieg in der Geschichte 28), Paderborn u.a. 2006, S. 81-92.
  • 47. Jefferson Davis, The Rise and Fall of the Confederate Gouverment, Bd. 1, New York 1881, S. 80.
  • 48. James Longstreet, From Manassas to Appomattox, Philadelphia 1896, S. 29.
  • 49. Ulysses S. Grant, Personal Memoirs of Ulysses S. Grant, New York 1885/86, S. 458.
  • 50. Hierzu Catherine A. Barnes, Journey from Jim Crow: The Desegregation of Southern Transit, New York 1983; Michael Perman, Struggle for Mastery: Disfranchisement in the South, 1888–1908, Chapel Hill 2001; Michael J. Klarman, From Jim Crow to Civil Rights: The Supreme Court and the Struggle for Racial Equality, New York 2004.
  • 51. Hierzu Jacquelyn Dowd Hall, Die lange Bürgerrechtsbewegung und die politische Instrumentalisierung von Geschichte, in: Michael Butter/Astrid Franke/Horst Tonn (Hrsg.), Von Selma bis Ferguson. Rasse und Rassismus in den USA, Bielefeld 2016, S. 15-46.
  • 52. Siehe Sec. 2000e-16b: “All personnel actions affecting the Presidential appointees described in section 1219 of title 2 or the State employees described in section 2000e-16c of this title shall be made free from any discrimination based on - (1) race, color, religion, sex, or national origin, within the meaning of section 2000e-16 of this title”, zit.: https://finduslaw.com/civil-rights-act-1964-cra-title-vii-equal-employme....
  • 53. https://legcounsel.house.gov/Comps/civil68.pdf.
  • 54. Zahlen nach : https://legcounsel.house.gov/Comps/civil68.pdf.
  • 55. Vgl. Sara Bullard (Hrsg.), The Ku Klux Klan. A History of Racism & Violence, Montgomerey 1997, S. 23-39; David Mark Chalmers, Hooded Americans. The History of the Ku Klux Klan, Durham 1987, S. 375-396.
  • 56. Vgl. https://en.wikipedia.org/wiki/Flag_of_Mississippi.
  • 57. Vgl. Franc Robles, Dylann Roof Photos and a Manifesto Are Posted on Website, auf: https://www.nytimes.com/2015/06/21/us/dylann-storm-roof-photos-website-c.... Die ursprüngliche Battleflag der ANV war quadratisch, die heute oftmals zu sehenden rechteckigen Südstaatenflaggen wurden vereinzelt von Regimentern im Westen geführt, stellen wohl aber mehrheitlich eine freie Interpretation der jeweiligen Vertreiber dar. In der beschriebenen Form war die Fahne zudem nie offizielle Staatsfahne der CSA.
  • 58. Zit. nach: Kevin Sack/Gardiner Harris, President Obama Eulogizes Charleston Pastor as One Who Understood Grace, https://www.nytimes.com/2015/06/27/us/thousands-gather-for-funeral-of-cl....
  • 59. Michael E. Miller, Jenny Horne. How a descendant of the president of the Confederacy helped vanquish his flag, https://www.washingtonpost.com/news/morning-mix/wp/2015/07/09/south-caro....
  • 60. Zit.: http://www.nola.com/politics/index.ssf/2015/12/confederate_monuments_new....
  • 61. Vgl. Freeman, Lee, S. 79, 104.
  • 62. Vgl. http://www.nola.com/politics/index.ssf/2017/05/confederate_gen_robert_e_....
  • 63. Zit.: http://www.nbc29.com/story/31536897/people-show-support-for-opposition-t....
  • 64. Edward H. Bonekemper III., How Robert E. Lee lost the Civil War, Fredericksburg 1998.
  • 65. Bonekempers Vorgehen ist dabei über weite Strecken sehr unwissenschaftlich. So bezieht er sich mehrfach auf einen Aufsatz von Thomas L. Connelly, der Lee mangelnden strategischen Überblick und eine Vernachlässigung des westlichen Kriegsschauplatzes vorwirft. Bonekemper nutzt dabei die Fassung in dem von Gallagher herausgegebenen Sammelband, vgl. Thomas L. Connelly: Robert E. Lee and the Western Confederacy: A Criticism of Lee‘s Strategic Ability, in: Gallagher (Hrsg.), Lee, S. 189-207. Im selben Aufsatzband ist jedoch eine Erwiderung von Albert Castel abgedruckt, der etliche der von Connelly vorgebrachten Interpretationen, aber auch Zahlenangaben treffend widerlegt, vgl. Albert Castel, The Historian and the General: Thomas L. Connelly versus Robert E. Lee, in: Gallagher (Hrsg.), Lee, S. 209-223. Dass Bonekemper Connellys Zahlen dennoch wider besseren Wissens übernimmt, unterstreicht einmal mehr, dass er seine vorverurteilende Darstellung unterfüttern wollte.
  • 66. Bonekemper, How Robert E. Lee, S. 167-170, 205.
  • 67. 1. William J. Cooper, Jefferson Davis. American, New York 2000, S. 564-575.
  • 68. Rosenwald, Michael S., The truth about Confederate Gen. Robert E. Lee: He wasn’t very good at his job https://www.washingtonpost.com/news/retropolis/wp/2017/05/19/the-truth-a....
  • 69. Vgl. http://maristpoll.marist.edu/wp-content/misc/usapolls/us170814_PBS/NPR_P..., S. 11ff.
  • 70. Vgl. http://www.richmond.com/news/local/city-of-richmond/poll-should-richmond... 7.
  • 71. Hierzu die Initiative „Stand up for History“ der sogenannten „Authentic Campaigner“, einer losen Vereinigung von Reenactors, die sich einer besonders authentischen Darstellung des Militärs beider Seiten verschrieben haben: https://www.facebook.com/PreserveAmericanHistory/photos/a.44365781601507....
  • 72. Christian Stass, Und als nächstes Kolumbus?, http://www.zeit.de/2017/36/denkmalstuerze-usa-kolumbus-denkmal.
  • 73. Zit. nach: Markus R. Ronner (Hrsg.), Die Treffende Pointe: humoristisch-satirische Geistesblitze des 20. Jahrhunderts nach Stichwörtern alphabetisch geordnet, Ott 1974, S. 175.
  • 74. Michael Shaara, The Killer Angels, New York 1975, S. 177.
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