Marcel Berni
Tagungsbericht
Veröffentlicht am: 
19. Mai 2014

Die Betrachtung des Ersten Weltkrieges in seinen Ereignissen an den Fronten aber auch hinter den Fronten stand im Fokus der vom 28. Februar bis zum 1. März 2014 an der ETH Zürich abgehaltenen Clustertagung der Schweizerischen Vereinigung für Militärgeschichte und Militärwissenschaften (SVMM) und der Militärakademie der ETH Zürich (MILAK). Das Hauptziel des zahlreich besuchten Treffens bestand darin, einen Blickwinkel einzunehmen, der die militärische mit der gesellschaftlichen Sichtweise kombiniert. So brachte die Tagung verschiedene Vertreter der internationalen Weltkriegsforschung zusammen und führte über eine Analyse der militärhistorischen Dimension des Weltenbrandes hinaus.

DOMINIQUE JUILLAND, Präsident der SVMM, eröffnete die Tagung mit dem Rückgriff auf die jüngst erschienenen Publikationen zum Ersten Weltkrieg. RUDOLF JAUN (Zürich) stellte das Tagungsprogramm in den Kontext der aktuellen Forschungen zum Großen Krieg. Der Zündfunke von 1914 entfachte nicht nur einen neuartigen Krieg an der Front, sondern auch hinter der Front: "Total war requires total history" zitierte er Roger Chickering. In der Folge wies Jaun auf die Divergenzen zwischen dem Stellungskrieg an der Westfront und dem Bewegungskrieg an der Ostfront hin. Die Taktik der kriegsführenden Parteien war dabei massgeblich von der Produktivität der Heimatfront abhängig. SACHA ZALA (Genf) verwies auf die Rolle des ausserwissenschaftlichen Agenda-Settings für die zahlreichen (Gedenk-)Veranstaltungen zum Ersten Weltkrieg. Im Hinblick auf den Kriegsausbruch nahm Zala Bezug auf das deutsche Weissbuch vom August 1914, das eine einseitige Auswahl an Dokumenten aufwies und so eine Kriegserklärung propagandistisch legitimieren sollte. GEORGES-HENRI SOUTOU (Paris) thematisierte die operationellen Überlegungen der Generalstäbe am Vorabend des Ersten Weltkrieges. Ein künftiger Krieg sollte durch schnelle Bewegungen, in denen die Streitkräfte des Gegners besiegt würden, gewonnen werden. Die Schlagworte "Mobilisation", "Konzentration" und "Offensive" waren geboren aus dem für viele leitenden moltkeschen Grundsatz "getrennt marschieren, vereint schlagen". Im Westen wurden diese Vorstellungen aber schon bald vom gnadenlosen Grabenkrieg auf den Boden der Realität zurückgeholt. Der technologische Fortschritt der Vorkriegsjahre erlaubte es, dass der Stellungskrieg derart lange und brutal geführt werden konnte. Der Abnutzungskrieg, kulminierend in der Schlacht um Verdun, müsse in der Zukunft unbedingt vermieden werden, so lautete eine Hauptlektion des Ersten Weltkrieges - besonders auf deutscher Seite. Dort nährten die Erfahrungen des Ersten Weltkrieges das Blitzkriegskonzept, das 1939-1940 zum Tragen kam.

GÜNTHER KRONENBITTER (Augsburg) warnte einleitend, dass die Formel der europäischen Urkatastrophe eine eher eurozentristische Betrachtungsweise darstellt. Vielen eher peripheren Gebieten wie zum Beispiel in Österreich-Ungarn habe der Erste Weltkrieg die Chance geboten, sich vom habsburgischen Joch zu befreien. Über die kontrafaktische Frage, ob die Habsburgermonarchie auch ohne Weltkrieg auseinandergefallen wäre, leitete Kronenbitter zum Zustand der multinationalen k.u.k. Armee über. Zur ethnisch heterogenen Zusammensetzung kam der Umstand hinzu, dass die Streitkräfte Österreich-Ungarns vergleichsweise schlecht ausgerüstet waren. An der Südwestfront drohten ganze Armeeteile zu verhungern, was die Auflösungstendenzen des habsburgischen Heeres begünstigte. Hinzu kam eine grosse persönliche Distanz zwischen Offizieren und Mannschaftssoldaten, die den Zusammenhalt weiter schwächte. Die Herausforderungen des Mehrfrontenkrieges und der schwache Lernwille in der Truppenführung sowie das Fehlen einer Reservearmee waren nur einige der Faktoren, die für das Scheitern der k.u.k Armee im Ersten Weltkrieg ausgemacht werden können. So kam es, dass im November 1918 Österreich-Ungarn mit der Entente einen Waffenstillstand schloss, der etwas mehr als vier Jahre nach den Schüssen von Sarajewo zum Zerfall der Donaumonarchie beitrug, der "wohl nachhaltigsten Veränderungen im Europa der Neuzeit" (Manfried Rauchensteiner). IAN F. W. BECKETT (Kent) beschäftigte sich mit der Rekrutierung, Organisation und Kampfmotivation der britischen Armee. Bei Kriegsbeginn war diese verhältnismässig klein, bei Kriegsende 1918 hatten 5.7 Millionen Männer gedient. Der Krieg machte die britische Armee zur Volksarmee, obwohl der "Rush to the Colours" nur in den Anfangsmonaten spürbar war. Bereits im September 1914 war die freiwillige Einberufung erschöpft und es meldeten sich nur noch wenige künftige Soldaten. Um diesem personellen Engpass Abhilfe zu schaffen, wurde im Januar 1916 die Wehrpflicht für Männer zwischen 18 und 41 Jahren eingeführt. Obwohl viele der Neueingezogenen Mühe hatten, sich an militärische Werte und Normen zu gewöhnen, stammte 1918 bereits ein Drittel des Offizierskorps aus tieferen Schichten. NICOLAS OFFENSTADT (Paris) widmete sich der Motivation und Kriegserfahrung französischer Soldaten. Er fragte nach dem Existieren einer "Culture de guerre" in der französischen Gesellschaft, um Handeln und Aktionen der Kriegsteilnehmer zu erklären. Die Erfahrung des Krieges divergierte nach sozialer Schicht sowie Herkunfts- und Einsatzort und sei deshalb alles andere als einheitlich gewesen. Offenstadts Referat war gespickt von Einblicken in die französische Historiographiegeschichte zum Grande Guerre.

Ein parallel stattfindendes Panel drehte sich um die Frage, ob der Erste Weltkrieg ein totaler Krieg war. Es referierten ROGER CHICKERING (Georgetown), der sich mit der Fragestellung auseinandersetzte, wann der Krieg total wurde, gefolgt von MICHAEL EPKENHANS (Potsdam), der sich in seinem Referat mit der Dolchstoßlegende - oder besser der "Dolchstoßlüge" - auseinandersetzte und zu klären versuchte, wie sich die Stimmung in der deutschen Truppe sowie an der Heimatfront während des Krieges entwickelte und welche Auswirkungen auf den Kriegsverlauf diese hatte. Der letzte Vortrag von ROMAN ROSSFELD (Zürich) behandelte die Kriegsmaterialexporte der schweizerischen Uhren-, Metall- und Rüstungsindustrie. Die Kriegskonjunktur weitete sich je länger je mehr auf die Produktion und Lieferung von Munition aus. Solche Exporte standen in einem steten Spannungsfeld zur eidgenössischen Neutralitäts- und Wirtschaftspolitik.

Nach der Mittagspause setzte STIG FÖRSTER (Bern) zu einer militärhistorischen Tour de Force an. In 45 Minuten behandelte er den Ersten Weltkrieg als globalen Krieg. Dieser war ein wirklicher Weltkrieg, jedoch freilich nicht der Erste. Je nach Definition können nämlich die Napoleonischen Kriege oder schon der Siebenjährige Krieg als Weltkriege bezeichnet werden. Natürlich war der Erste Weltkrieg eine neue Art von industrialisiertem Massenkonflikt; ein totaler Krieg. Er wurde durch Millionenheere, die sich auf einen Maschinenkrieg einliessen, ausgefochten. Die Truppen stammten nicht länger uni sono aus den Mutterländern, sondern wurden aus ganzen Imperien ausgehoben. Viele Kolonien sahen im Krieg die Chance, durch treue Waffenbruderschaft mit Zugeständnissen von ihren Mutterländern belohnt zu werden. So hoffte Indien etwa den Dominionstatus von Grossbritannien zu erhalten. Solche Erwartungen wurden aber bereits mit dem Massaker von Amritsar im April 1919 brutal zunichte gemacht. Weitere Überlegungen in Försters Referat befassten sich mit der Rolle von Russland, Japan, dem Osmanischen Reich und den Vereinigten Staaten von Amerika. Im zentralasiatischen Samarkand wehrten sich Tausende gegen die russischen Massenrekrutierungen. Dieser sehr schlecht erforschte Aufstand wurde vom Zaren Nikolaus II. brutal niedergeschlagen. Das japanische Kaiserreich versuchte den Krieg für seine eigenen territorialen Ambitionen zu nutzen. Nach dem Sieg über das vormals deutsche Qingdao versuchte es, mit seinen "Einundzwanzig Forderungen" die Kontrolle über China auszudehnen. Damit entstand der japanisch-amerikanische Konflikt um China. Das Osmanische Reich hatte zeitweilig eine der grössten Armeen und kämpfte hauptsächlich im dünn besiedelten Nahen Osten. Einer der wenigen "Sieger" des Krieges war wohl die USA, die von Woodrow Wilson 1917 in den Krieg geführt wurde, obwohl dieser noch Monate zuvor mit dem Slogan "He Kept Us Out of War" wiedergewählt wurde. In globaler Perspektive war der Erste Weltkrieg eine Zäsur, die den Anfang des Unterganges der europäischen Kolonialreiche einläutete.

DIMITRY QUELOZ (Neuchâtel) beschäftigte sich mit der französischen Militärdoktrin vor und während des Krieges. Die "Offensive à outrance" war der leitende Grundsatz bei Kriegsbeginn, auch wenn die Richtlinien dafür lediglich einige Monate vor dem Kriegsausbruch schriftlich festgehalten wurden. Das Blutbad in den Schützengräben und die neuartige Kriegsführung führten zu einem radikalen Wandel der französischen Militärdoktrin und der militärischen Bewaffnung. Neue Ideen von Ferdinand Foch oder Philippe Pétain etwa hielten Einzug und viele Innovationen nahmen ihr Vorbild an denen des deutschen Gegners. Dessen operative Erfahrungen und Konzepte wurden von GERHARD P. GROSS (Potsdam) analysiert. Obwohl das Kaiserreich auf Nebenschauplätzen des Krieges wie etwa in der Schlacht von Tannenberg 1914 oder dem Rumänienfeldzug 1916 punktuelle Erfolge erzielte, konstatierte Gross das Scheitern des deutschen operativen Denkens. Das Fehlen von ausreichend schnellen und mobilen Verbänden verhinderte die in der Theorie gesetzten Ziele von der raschen Umfassung gegnerischer Truppenteile. Auch nach dem Rücktritt Erich von Falkenhayns wurde an diesen unrealistischen Wunschvorstellungen festgehalten, noch die deutsche Frühjahresoffensive von 1918 krankte an der mangelnden Beweglichkeit. MICHAEL M. OLSANSKY (Zürich) setzte sich mit den Frontabkommandierungen schweizerischer Offiziere an verschiedene Kampfeszonen auseinander. Da die Schweiz vom Ersten Weltkrieg verschont blieb, sprach der Referent von "geborgten" Kriegserfahrungen, die genutzt werden sollten, um den Anschluss an die modernen Heere Europas zu halten. Obwohl nie im militärischen Ernstfall erprobt, stellt die territoriale Abgrenzung der Abkommandierungen entlang der eidgenössischen Sprachgrenzen einen interessanten Sachverhalt dar. Während deutschsprachige Missionen eher bei deutschen Truppenteilen zur Beobachtung vorstellig wurden, begutachteten ihre Landsmänner aus der Romandie vor allem französische Verbände.

Das zeitgleich durchgeführte Panel befasste sich mit dem Gedenken an den Krieg im internationalen Vergleich. GERD KRUMEICH (Düsseldorf) wies auf die unterschiedliche Art und Weise der Kriegserinnerungen in Deutschland und Frankreich hin. MARTIN SCHMITZ (Augsburg) setzte sich mit der Erinnerung vormaliger k.u.k Offiziere an die Niederlage im Ersten Weltkrieg und dem folgenden Zerfall der Habsburgermonarchie auseinander. Viele ranghohe Soldaten wurden nach dem Krieg publizistisch tätig und versuchten, den militärischen Misserfolg zu erklären. BÉATRICE ZIEGLER (Zürich) beschäftigte sich mit dem schweizerischen Gedenken an den Weltkrieg. Obwohl historisch nicht korrekt, dominierte in der Eidgenossenschaft lange das kollektive Narrativ einer wehrhaften Armee sowie einer neutralen Alpenfestung. Diesen beiden Faktoren sei es zu verdanken, dass die Schweiz letztlich vom Krieg verschont geblieben sei, so der populäre Mythos.

Der zweite Tag begann mit der Eröffnung und Begrüssung durch den Direktor der MILAK, DANIEL MOCCAND. Im Anschluss wies MICHAEL M. OLSANSKY (Zürich) auf zwei Hauptherausforderungen der akademischen Militärgeschichtsforschung hin. Zum einen sind gefechtsbezogene Studien im universitären Umfeld nicht über alle Massen beliebt und zum anderen stellen theoretische Untersuchungskonzepte im militärhistorischen Rahmen bis heute eine grosse Herausforderung dar. Zum Schluss ging Olsansky auf den Titel der folgenden Plenarveranstaltung "Kriegserfahrungen und ‚Kriegslehren‘ in europäischen Armeen nach dem Ersten Weltkrieg" ein und fragte, inwiefern - wenn überhaupt - aus einem Krieg mit derart vielen Verlierern "Lehren" gezogen werden konnten.

Als erstes nahm sich MARKUS PÖHLMANN (Potsdam) dieser Frage an. Er setzte sich mit dem deutschen Militär und den von ihm gezogenen Lektionen aus dem Krieg auseinander. Niederlage und Friedensvertrag von 1919 begrenzten die deutsche Rüstung und Truppenstärke in den Nachkriegsjahren. Viele Akteure in der Reichswehr und der militärischen Publizistik waren sich einig, dass in künftigen Konflikten der Zweifrontenkrieg unbedingt verhindert und der Bewegungskrieg zum leitenden Grundsatz werden müsste. Diese Erkenntnisse waren nicht unbedingt neu, sie bestätigten sich aber auch für die deutsche Marine. In den späten 1920er und frühen 1930er Jahren orientierten sich die Wehrwissenschaften am Ersten Weltkrieg als Negativbeispiel und versuchten die gesamtgesellschaftliche Bedeutung des Krieges stärker zu betonen. Die deutschen "Lehren" aus dem Ersten Weltkrieg halfen folglich, den neuen Weltkrieg vorzubereiten und diesen erfolgreich zu beginnen, nicht aber diesen siegreich zu beenden. Dieselbe Fragestellung untersuchte WIM KLINKERT (Amsterdam und Breda) in Bezug auf das niederländische Militär. Die geopolitische Lage des neutralen Hollands war prädestiniert als Schauplatz künftiger Kriege. Militärische Abschreckung, die auf steter technischer Innovation beruhte, sollte die Niederlande vor neuen Konflikten schützen. Krieg oder dessen Vermeidung durch Einschüchterung potentieller Gegner wurde je länger je mehr als nationale Aufgabe verstanden. Militärische Vertreter wie Willem Edmond van Dam van Isselt wollten soldatische Werte in der holländischen Gesellschaft verankern und so den moralischen Wehrwillen steigern. Pieter Willem Scharroo wollte ähnliche Ziele durch sportliche Ertüchtigung und eine gesunde und aktive niederländische Gesellschaft verwirklichen. MICHAEL M. OLSANSKY (Zürich) fokussierte im Anschluss auf die Schweiz als weiteren Kleinstaat in Europa und dessen Lehren aus dem Krieg. Er wies auf die zögerlichen Modernisierungsschritte im schweizerischen Militär nach dem Ersten Weltkrieg hin, die hauptsächlich auf deutschen und französischen Erfahrungen beruhten. Im Januar 1930 lud die Allgemeine Offiziersgesellschaft Zürich zu einem Referat von Generaloberst Hans von Seeckt, der über "Moderne Grundsätze der Landesverteidigung" referierte. Obwohl Seeckt die schweizerische Milizarmee erheblich kritisierte, erschienen über 900 Offiziere zum Vortrag. Seeckts Empfehlungen einer Berufsarmee bewirkten bei den eidgenössischen Militärs jedoch nicht viel. Die Zukunft sah man weiterhin in einem Volksheer, das beweglich und dynamisch mit den territorialen Eigenheiten der Schweiz vertraut war und diese zu seinen Gunsten auszunützen suchte.

Nach der Kaffeepause referierte ADRIAN E. WETTSTEIN (Zürich) über den Einfluss des Ersten Weltkrieges auf die französische Militärdoktrin. Obwohl Paris als Sieger aus dem Krieg hervorging, prägten sich der hohe Blutzoll sowie die Aufstände und die moralische Frustration in vielen Truppenteilen fest in die Denkweise der führenden Offiziere ein, die zu den Architekten der militärischen Doktrin der Zwischenkriegszeit wurden. Namhafte Militärs wie Philippe Pétain oder Marie-Eugène Debeney analysierten den Krieg und seine Schlachten, um daraus neue Erkenntnisse zu ziehen. Die schon 1920 verfasste "Instruction pour l’emploi des grandes unités", die defensiv ausgelegt war und vor allem durch den Einsatz von Infanterie, Artillerie und Festungsbau charakterisiert war, wurde in der Folge zum geachteten, wenngleich in der Zwischenkriegszeit etwas statischen Fundament künftiger militärischer Einsätze. SÖNKE NEITZEL (London) richtete den Blick auf die Kriegserfahrungen der British Military Intelligence. Der britische Nachrichtendienst war zu Kriegsbeginn 1914 eher unterentwickelt, bei Kriegsende hatte er jedoch beträchtliche Erfolge erzielt. Der Sieg im Krieg sowie personelle Ressourcenkürzungen führten dazu, dass dem militärischen Geheimdienst in der Zwischenkriegszeit nur marginale Bedeutung zukam. Dies änderte sich erst gegen Ende der 1930er Jahre. Mit der "Zerschlagung der Rest-Tschechei" und dem Erstarken Hitlers wurden die Einrichtung zentraler Verhör- und Kompetenzzentren vorgenommen. Die Hauptlektion des Ersten Weltkrieges bestand folglich im schnellen Aufbau einer effizienten "Intelligence", als klar wurde, dass ein Krieg immer unvermeidbarer sein würde.

Die abschliessende Diskussion fragte unter anderem, ob die Technisierung des Krieges zum Tod der "Kriegskunst" geführt habe. Dies sei nicht der Fall gewesen, wurde entgegengehalten, da die Wehrwissenschaften nach dem Krieg weiter existierten und zudem unterschiedliche Militärkulturen entstanden. So wurde in Deutschland eher pragmatisch und anwendungsbezogen kalkuliert, wogegen Frankreich vielmehr zu einer methodischen Planung neigte. Eine weitere Frage beschäftigte sich mit den Lehrvorgängen in militärischen Institutionen nach dem Großen Krieg. Zweifelsohne - so wurde von Sönke Neitzel hervorgehoben - vollziehen sich Reformen im militärischen Umfeld in unterschiedlicher Weise zu solchen in zivilen Organisationen. Evaluationen wurden nach dem Ersten Weltkrieg zumeist intern durchgeführt und das Militär wurde äusserst selten in Frage gestellt, weshalb gewisse Podiumsteilnehmer die bewaffnete Macht als ein lernaverses System bezeichneten. Die Tagung wurde mit einem reichhaltigen Apéro gemeinsam beendet.

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Tagungsprogramm:

Freitag, 28. Februar 2014

Dominique Juilland (Präsident SVMM):  Eröffnung

Rudolf Jaun (Zürich):  Begrüssung und Einleitung

Sacha Zala (Genf):  Geschichte als Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln

Georges-Henri Soutou (Paris):  De la guerre des tranchées et des sièges aux innovations opératives et stratégiques

Panel I:  Der Wandel der Streitkräfte 1914-1918

Leitung: Adrian E. Wettstein (Zürich)

Günther Kronenbitter (Augsburg):  Kriegspolitik, Streitkräfte und Führung der k.u.k. Armee

Ian Beckett (Kent):  Wandel der Rekrutierung, Organisation und Kampfmotivation in der britischen Armee

Nicolas Offenstadt (Paris):  Histoire et sciences sociales face aux motivations combattantes: Enjeu d’une question

Panel II:  Der Erste Weltkrieg - ein Totaler Krieg ?

Leitung:  Sönke Neitzel (London)

Roger Chickering (Georgetown):  Wann wurde der Krieg total ?

Michael Epkenhans (Potsdam):  Die deutsche Armee an der Heimatfront besiegt ?

Roman Rossfeld (Zürich):  "Zwischen Hammer und Ambos" ? Kriegsmaterialexporte der schweizerischen Uhren-, Metall- und Rüstungsindustrie im Ersten Weltkrieg

Plenarvortrag:  Stig Förster (Bern)  -  Der Erste Weltkrieg in globaler Perspektive

Panel III:  Operative und taktische Herausforderungen 1914-1918

Leitung:  Markus Pöhlmann (Potsdam)

Dimitry Queloz (Neuchâtel):  Offensive à outrance: doctrine, expériences et enseignements de l'armée française

Gerhard P. Gross (Potsdam):  Operatives Denken im Zeitalter des Grabenkrieges: Deutsche Erfahrungen und Konzepte 1914-1918

Michael M. Olsansky (Zürich):  Geborgte Kriegserfahrung - Frontabkommandierungen schweizerischer Offiziere und die schweizerische Taktikentwicklung 1914-1918

Panel IV:  Kriegserinnerung - Manifestationen des Gedenkens

Leitung :  Rudolf Jaun (Zürich)

Gerd Krumeich (Düsseldorf):  Der Grosse Krieg in der Erinnerung Deutschlands und Frankreichs

Martin Schmitz (Augsburg):  "Vaterland zerstört, Armee zerrissen" - Der Zusammenbruch der Donaumonarchie in der Erinnerung österreichisch-ungarischer Offiziere

Béatrice Ziegler (Zürich):  Erinnerung und Gedenken an den Grossen Krieg in einem kriegsverschonten Land

Samstag, 1. März 2014

Plenarveranstaltung: Kriegserfahrungen und "Kriegslehren" in europäischen Armeen nach dem Ersten Weltkrieg

Leitung und Kommentar: Michael M. Olsansky (Zürich), Rudolf Jaun (Zürich)

Teil I

Daniel Moccand (Direktor MILAK):  Eröffnung

Michael M. Olsansky (Zürich):  Begrüssung und Einleitung

Markus Pöhlmann (Potsdam):  Kriegserfahrungen und "Kriegslehren" im deutschen Militär nach dem Ersten Weltkrieg

Wim Klinkert (Amsterdam, Breda):  Kriegserfahrungen und "Kriegslehren" im niederländischen Militär nach dem Ersten Weltkrieg

Michael M. Olsansky (Zürich):  Auf der Suche nach "Kriegslehren" - Zögerliche Modernisierungsschritte des schweizerischen Militärs nach dem Ersten Weltkrieg

Teil II

Adrian E. Wettstein (Zürich):  Der Einfluss des Ersten Weltkriegs auf die französische Doktrin und Militärkultur in den 1920er Jahren

Sönke Neitzel (London):  Kriegserfahrungen am Beispiel der British Military Intelligence

Podiumsdiskussion:  Are there lessons to be learned ? Nationale Streitkräftekulturen und deren Umgang mit "Kriegslehren" am Beispiel des Ersten Weltkrieges

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