Bundeswehr

Von: 
Sebastian Johannes, Aline Michutta

Die 2020er-Jahre sind geprägt durch eine militärische Zeitenwende: den Rückzügen aus Afghanistan 2021 und Mali 2023 sowie der Rückkehr des Krieges nach Europa 2022. Mit dem Begriff Zeitenwende waren jedoch schon dreißig Jahre zuvor die Ereignisse der Jahre 1989/90 umschrieben worden. Mithilfe von Vorträgen und der Einbindung von Zeitzeugen präsentierte die Tagung Nach dem »Sieg«? Deutsche Sicherheitspolitik und die Bundeswehr nach dem Ende des Kalten Krieges 1990–1994 des Forschungsbereichs Einsatz des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw) erste aktengestützte Ergebnisse der Zeitenwende am Ende des Kalten Krieges.

Tagungsbericht
Ein Besuch im Flugplatz Berlin-Gatow
Von: 
Kai Stottut

Eines der bemerkenswertesten Luftfahrzeuge in der Sammlung des Militärhistorischen Museums (MHM) der Bundeswehr Flugplatz Berlin-Gatow ist eine sowjetische MiG-29 G mit den Hoheitszeichen der Bundesrepublik Deutschland. Eingedenk der Tatsache, dass die Bundesrepublik als Teil der NATO hinsichtlich militärischer Kooperationen und Ausrüstung westlich orientiert ist, erscheint dies auf den ersten Blick befremdlich bis widersinnig. Warum aber übernahm die Luftwaffe – zumindest zeitweise – ein sowjetisches Flugzeugmuster?

Aufsatz
Zum Problem von Staatlichkeit, Demokratie und Streitkräften in der westdeutschen Zeitgeschichte
Von: 
Christoph Nübel
Bundesminister der Verteidigung Theodor Blank am Rednerpult bei Ansprache zur Überreichung der Ernennungsurkunden für die ersten 101 Freiwilligen der Bundeswehr (12.11.1955)

Das Bonner Verteidigungsministerium war während des „Kalten Krieges“ ein bundespolitisches Schlüsselressort. Es führte und verwaltete die Bundeswehr. Damit bildete es den Kristallisationspunkt des militärischen Teils demokratisch konzipierter Staatsgewalt, der allerdings im Schatten der nationalsozialistischen Vergangenheit stand. Das Forschungsprojekt nimmt die Geschichte des Ministeriums in der Epoche des Ost-West-Konflikts erstmals in den Blick.

Projektskizze
Anmerkungen zu den Verteidigungsplanungen der NATO (1960–1990). VI. Teil: Krieg in der Ukraine
Von: 
Gerd Bolik/Heiner Möllers

Die Besetzung der Krim durch russische Streitkräfte 2014 und der am 24. Februar 2022 erfolgte Überfall Russlands auf die Ukraine rücken die Verteidigungsfähigkeit der NATO schlagartig in den Mittelpunkt sicherheitspolitischer Debatten. Frühere Überlegungen, Planungen und Vorstellungen zur Verteidigung im Bündnis gewinnen an Bedeutung. Anhand der im Bundesarchiv-Militärarchiv überlieferten Unterlagen zu den General Defense Plans (GDP) lassen sich die Verteidigungsplanungen des Westens in Mitteleuropa bis 1989/90 in weiten Teilen nachvollziehen.

Aufsatz
I. Teil: Krieg in der Ukraine – Historische Parallelen und zukünftige Auswirkungen
Von: 
Jannes Bergmann/Paul Fröhlich
Portraitfoto Prof. Dr. Sönke Neitzel

Der völkerrechtswidrige russische Angriffskrieg in der Ukraine stellt auch die Militärgeschichte vor neue Herausforderungen und Fragen. Kaum jemand mag die weitere Entwicklung der gegenwärtigen Situation angesichts der kriegstypisch problematischen Informationslage einschätzen können. In jedem Fall stellt dieser aber einen Einschnitt in der europäischen Geschichte und Sicherheitspolitik seit dem Ende des Kalten Krieges dar, der voraussichtlich einiges an Veränderungen nach sich ziehen wird. In einem Interview mit Prof. Dr. Sönke Neitzel – Inhaber des Lehrstuhls für Militärgeschichte/Kulturgeschichte der Gewalt an der Universität Potsdam – soll daher eine historische Einordnung vorgenommen sowie ein Blick auf die aktuellen und mögliche zukünftige Entwicklungen auf deutscher und internationaler Ebene gewagt werden.

Interview
Radikale Rechte in Bundeswehr und NVA (1955/56–1995)
Von: 
Jakob Saß

Der Fall „Franco A.“ und die Skandale beim KSK: Die aktuellen rechtsradikalen Vorfälle bei der Bundeswehr sind keine neuen Phänomene, sondern verweisen auf jahrzehntelange Kontinuitäten – nicht nur in der „alten Bundeswehr“, sondern auch in der NVA. Das Dissertationsprojekt widmet sich erstmals einer umfassenden Aufarbeitung.

Projektskizze
Das Design einer neuen praxisbezogenen Fachrichtung in der deutschsprachigen Ethnologie
Von: 
Philipp Fritz
freie Lizenz

Trotz der gesellschaftlichen Relevanz und des Forschungspotenzials ist die Bundeswehr in der Ethnologie ein unbeachtetes Forschungsfeld geblieben. Dieses Forschungsdesiderat soll im Rahmen eines Promotionsprojekts geschlossen werden und die Voraussetzungen für die Konstituierung einer neuen, anwendungsorientierten Fachrichtung innerhalb der deutschsprachigen Ethnologie schaffen.

Projektskizze

Philipp Fritz promoviert aktuell an der Goethe-Universität Frankfurt am Main und widmet sich der Konstituierung einer eigenständigen Militärethnologie als neue praxisbezogene Fachrichtung in der deutschsprachigen Ethnologie. Neben seiner wissenschaftlichen Tätigkeit ist er Major der Reserve und an der Bundesakademie für Sicherheitspolitik in Berlin beordert.

Bürokratiewahrnehmungen aus dem Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr
Von: 
Klaus Schroeder
Whiteboardskizze der Sicht aus einem Büro in „Camp Marmal“, Masar-e-Scharif 2020. Ersteller (Hauptmann,17. Ktgt RS) dem Autor bekannt.
Bürokratie und bürokratisches Handeln sind Teil der Bundeswehr. Wie aber gingen deutsche Soldat*innen mit ihr in Auslandseinsätzen in Afghanistan um? Welches Wissen um die Bürokratie, welche Anpassungsstrategien und welche Einstellungen ihr gegenüber lassen sich in literarischen Selbstzeugnissen von ISAF-Veteran*innen finden?
Aufsatz
Rüstungsgüterbeschaffung in deutschen Streitkräften im Kalten Krieg
Von: 
Dieter H. Kollmer

Wenn Panzer auf dem Kasernenhof rollen, Kriegsschiffe getauft werden oder Kampfflugzeuge zum ersten Mal in den Luftraum abheben, dann ist dies in Deutschland auch der Endpunkt eines sehr langwierigen Verwaltungsprozesses. Die Beschaffung von Rüstungsgütern bewegt sich in einem komplizierten Verfahren zwischen politischen, rechtlichen und ökonomischen Vorgaben sowie militärischen und bürokratischen Notwendigkeiten.

Aufsatz

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